Rom/Valletta – Die Familie der auf Malta ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia reagiert skeptisch auf die Festnahme von zehn Verdächtigen am Montag und kritisiert die Polizeiermittlungen. Die Art und Weise, wie die Untersuchung geführt worden sei, würde keine Garantie geben, dass die Auftraggeber des Mordes wirklich festgenommen werden, teilte die Familie mit.

Die Polizei und der maltesische Premier Joseph Muscat hätten zuerst die Medien und erst dann die Familie über die Festnahme informiert. "Dies bezeugt, dass die Hauptsorge des Premiers sein öffentliches Ansehen ist", kritisierte die Familie in einer Presseaussendung laut der italienischen Tageszeitung "La Repubblica".

Keine Hoffnung auf Wahrheit

Die Familie erklärte sich besorgt, dass andere Personen, die in dem Mord verwickelt seien, weiterhin "politische Deckung" erhalten könnten. "Weder die Entwicklung der Untersuchung noch die Vorgehensweise der Polizei auf Malta geben der Familie Sicherheit, dass die Wahrheit ans Licht kommen wird", hieß es im Pressestatement.

Zehn maltesische Staatsbürger waren am Montag festgenommen wurden. Zu ihnen zählen zwei Brüder, Alfred und George Degiorgio, die als Hauptverdächtige gelten. Degiorgio war unter anderem illegaler Waffen- und Drogenbesitz vorgeworfen worden. Sein Bruder sei in einen Überfall verwickelt gewesen.

Maltas Premier Muscat hatte am Montag im Mordfall Daphne Caruana Galizia die Festnahme von zehn Personen bekanntgegeben. Die Malteser seien Montagfrüh in einem gemeinsamen Einsatz an verschiedenen Orten gefasst worden. Sie würden verdächtigt, den Anschlag mit einer Autobombe durchgeführt zu haben.

Festnahmen am Hafen

Ob sie auch die Auftraggeber waren, ist unklar. Die Verdächtigen müssen nun bis Mittwoch befragt werden. An den Ermittlungen seien das FBI, Europol und finnische Sicherheitsbehörde beteiligt gewesen. Die Festnahmen erfolgten im Hafengelände von Marsa. Helikopter, Spürhunde und ein Schiff kamen zum Einsatz.

Die 53-Jährige Bloggerin war am 16. Oktober in der Nähe ihres Hauses auf der Mittelmeerinsel getötet worden. Galizia hatte unter anderem einen Skandal um die sogenannten Panama Papers aufgedeckt, in denen auch die maltesische Regierung verstrickt gewesen sein soll. Der Anschlag hatte das kleine EU-Land geschockt und auch international Wellen geschlagen. Auf Malta kam es zu Protesten gegen Korruption und gegen eine Unterwanderung des politischen Systems durch Kriminelle. (APA, 5.12.2017)