Audi RS3. Schaut eigentlich ganz brav aus. Was für eine Täuschung. Farbe: "Catalunyarot".

Foto: Andreas Stockinger

An den Schalthebeln der Pracht, mit roten Nähten, roten Rahmen.

Foto: Andreas Stockinger

Auch das Heck ist rot – und vom Nebel umhüllt.

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Wien – Besser ist es, allein unterwegs zu sein. Oder man findet Beisitzer, die bedingungslose Anhänger der eruptiven Fortbewegung sind und diese nur preisen, anstatt sie zu verdammen. Der Regelfall wird allerdings der andere sein: dass nämlich, wenn aus dem Audi der RS3 hervorbricht, dieser überraschend schnell Geschwindigkeit aufbaut und dabei die Straße sehr vehement an sich heranzieht, von der Beifahrersitzseite her Unmutsäußerungen, manchmal sogar Unwohlseinsäußerungen kundgetan werden. Weil man magen- und hirnmäßig leicht einmal überfordert sein kann, wenn es einem bei der Beschleunigung die Ohren in die Sitze zieht. Also lässt man sich im RS3 lieber allein und ohne Fremdkommentare die Ohren langziehen.

Fünfzylinder

Jetzt muss man dazusagen: Der RS3 ist serienmäßig der schnellste Kompaktwagen, und der in ihm verbaute Motor ist serienmäßig der stärkste Fünfzylinder, der derzeit auf dem Markt ist. Sorry, dass wir Sie hier mit Superlativen belästigen, aber so ganz beiläufig lassen sich die Grunddaten dieses Wagens nicht einflechten. In einem Lamborghini oder Porsche würde man das vielleicht nur achselzuckend zur Kenntnis nehmen, aber in diesem Fall verteilen sich 400 PS sehr spürbar auf nur viereinhalb Meter Fahrzeug.

Das manifestiert sich ganz brutal in der Beschleunigung. 4,1 Sekunden von null auf hundert hören sich auf dem Papier jetzt etwas trockener an, als sie sich auf der schnell bewegten Straße anfühlen. Und noch eine Besonderheit versteckt sich etwas nüchtern in der Liste zur Mehrausstattung des Fahrzeugs: "Anhebung der Höchstgeschwindigkeit". Optional gibt es gegen einen Aufpreis von 2.070 Euro nämlich eine Erweiterung der Höchstgeschwindigkeit von den üblichen 250 auf 280 km/h. Ob man das jetzt dringend braucht? Das dürfen Sie nicht uns fragen, wir haben es nicht ausprobiert, dazu fehlte ein genügend langes Stück deutsche Autobahn, auf der das erlaubt wäre. Und selbst wenn man dieses Stück Autobahn hätte, könnte man sich immer noch fragen: Brauchen wir das dringend?

Aber wie so oft geht es gar nicht ums Brauchen, Machen und Ausprobieren, sondern ums Haben und Können, also um den Konjunktiv, ums Könnten. Das gilt natürlich auch für die 400 PS, die man im wirklichen Leben nie ausspielen wird können, da wird eher noch das Drehmoment schlagend. 480 Newtonmeter stehen zur Verfügung – und zwar schlagartig und in vollem Umfang, das ist schon recht brachial.

Röcheln und Prusten

Und ja, der Fünfzylinder als solcher ist natürlich auch eine sehr eigene Sache. Der fühlt sich ganz anders an und klingt auch anders als ein Vier- oder ein Sechszylinder. Für die Feinspitze sei hier die Zündfolge dargestellt: 1-2-4-5-3. Alles klar? Das hört man auch. Zuerst röchelt der Motor, in der Mittellage prustet er, dann röhrt er, und drüber singt engelsgleich der Turbolader, das ist quasi die Überstimme. Eine einzigartige Stimmung macht sich breit, sehr vorweihnachtlich, da glühen recht selig die Zündkerzen.

Wobei man jetzt eines anmerken kann: Der Sound ist ein Wahnsinn, aber er lässt sich teilweise regulieren, wie die gesamte Dynamik des Fahrzeugs. Mit den Einstellungen Comfort, Auto und Dynamik lassen sich Fahrwerk, Motor, Getriebe, Allradantrieb und Sound je nach Bedarf und Gusto justieren. Und wenn im Dynamikmodus schließlich auch die Soundanlage gefordert ist, dann bellt und böllert es schon ganz ordentlich, da könnte uns einer für kindisch, rücksichtslos oder einen Angeber halten, das weisen wir natürlich zurück. Aber so ein bisschen Böllern und Bellen, das hat schon was. Eh nur, wenn wir allein sind.

Und –äh – das Cockpit

Grundsätzlich ist die enorme Motorleistung in ein perfektes Gesamtpaket eingepackt, da stimmt einfach alles, von der Lenkung bis zum Getriebe, wobei die Gänge in der M-Version von BMW vielleicht noch einen Gedanken schneller und härter durchgereicht werden. Soweit wir beim Fahren auch einen kurzen Blick von der Straße nehmen und auf das Cockpit werfen konnten: prächtig! Sicher auch sehr funktional, das schauen wir uns an, sobald wir einmal stehen. (Michael Völker, 19.12.2017)