Rätselbilder und Bratschenklang im Kosmos-Theater.

Foto: Bettina Frenzel

Wien – Die "Mischpoche" scheint in Auflösung: Rahel ist am Sprung nach New York, ihre Mutter fürchtet, die Tochter zu verlieren. Sie ist einst selbst vor ihrer Mutter geflohen. Mit dem kommunistischen Kampfgeist der KZ-Überlebenden kann sie sich noch immer nicht abfinden, mit den jüdischen Wurzeln hat sie gebrochen. Doch lebt die alte Mutter nun bei ihr. Das Gefühl, "vor einem falschen Hintergrund" zu stehen, haben Tochter, Mutter und Großmutter gemein.

Mit ihrem Romandebüt Außer sich landete Sasha Marianna Salzmann im Herbst auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis. Eigentlich aber ist sie Hausautorin am Berliner Maxim-Gorki-Theater und schreibt Stücke. Salzmanns russisch-jüdische Herkunft grundiert auch Muttersprache Mameloschn im Wiener Kosmos-Theater.

Wechselnde Rollen

Zur Handlung baut Regisseurin Sara Ostertag szenische Rätselbilder. Dann laufen Suse Lichtenberger, Michèle Rohrbach und Martina Rösler auf allen vieren über den Boden oder waschen Papierbögen in einem Trog blutrot. Permanent wechseln sie die Oberkleider und damit die Rollen. Ein riesiger Pappmascheewal sperrt im Hintergrund sein Maul weit auf (Ausstattung: Nanna Neudeck). Verantwortlich dafür sind zwei Instanzen. Zum einen Makemake-Produktionen, ein Wiener Kollektiv aus Schauspielern, Tänzern, Kostüm- und Bühnenbildnern. Zum anderen gebührt Jelena Poprzan Lob.

Das Stück ist eingesponnen in Musik und Gesang, die Poprzan mit Charisma anführt. Sie singt und zupft und klopft ihre Bratsche mal cool, mal dramatisch. Eine zweite Bratsche hängt von der Decke und ist über Drähte verbunden mit Trommeln, in denen der Klang als Echo nachraunt. Ein bemerkenswerter Abend. (Michael Wurmitzer, 8.12.2017)