Los Angeles – Trotz abflauender Winde bekommt die Feuerwehr den größten der Brände in Südkalifornien nicht unter Kontrolle. Das sogenannte Thomas-Feuer nördlich von Los Angeles sei nur zu 15 Prozent eingedämmt, teilten die Behörden am Sonntag mit.

Es bedrohe inzwischen die nordwestlich von Los Angeles gelegene Universitätsstadt Santa Barbara und den nahegelegenen Küstenort Carpinteria. Einige der Viertel dort erhielten bereits mitten in der Nacht Evakuierungsanordnungen.

Die Zerstörung sei ein "Horror" und eine "schreckliche Tragödie" für die Bewohner, sagte der kalifornische Gouverneur Jerry Brown am Samstag. Häufige Brände mit Milliardenschäden seien eine "neue Realität" für den Westenküstenstaat. Der Demokrat, der sich seit langem für den Klimaschutz stark macht, sprach auch vom Klimawandel, der mit steigenden Temperaturen zu heftigeren Waldbränden beitrage.

ORF

"Thomas" war am Montag in der Nähe der Stadt Ventura ausgebrochen und hatte sich durch heftige Winde angefacht unaufhaltsam weiter ausgebreitet. Laut den Behörden vernichtete er bereits fast 600 Gebäude und 60.000 Hektar Land und zählt damit zu den zerstörerischsten Bränden in der Geschichte des US-Westküstenstaats. Ein von der Polizei am Sonntagmorgen veröffentlichtes Foto zeigte eine meterhohe Wand unweit von Gebäuden in Carpinteria.

Hoffnung dagegen gab es bei fünf anderen in Südkalifornien wütenden Großbränden. Dank der nachlassenden Santa-Ana-Winde schienen sie am Sonntag weitgehend unter Kontrolle. Nach Spitzengeschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern dürfte ihre Geschwindigkeit am Sonntag nur noch bei rund 20 Stundenkilometern liegen, wie der staatliche Wetterdienst mitteilte. Dagegen sollte es in der Region weiter trocken bleiben.

Die Feuerwehr konnte das Feuer bereits teilweise eindämmen. Eine Entwarnung gibt es aber noch nicht.
Foto: APA/AFP/MARK RALSTON

Frau bei Flucht verunglückt

Aus den Brandgebieten wurde bisher ein Todesopfer gemeldet. Eine 70-jährige Frau war auf der Flucht vor den Flammen mit ihrem Auto bei einem Unfall ums Leben gekommen, wie die örtlichen Behörden nach Medienberichten mitteilten.

Mehrere Feuerwehrleute und Anrainer erlitten Verletzungen, darunter eine Pferdetrainerin, die bei der Rettung von Rennpferden in einem Trainingscenter schwere Verbrennungen davontrug. Mindestens 46 Pferde seien in der Anlage verendet, berichtete die "Los Angeles Times" am Samstag unter Berufung auf einen Pferderennsport-Sprecher.

Nach tagelangen Evakuierungen durften Anrainer am Wochenende erstmals in die ausgebrannten Gebiete zurückzukehren. Einige fanden nur noch verkohlten Reste vor. "Es ist seltsam zu sehen, welche Sachen das Feuer überstanden haben", sagte Jacklyn Mann der "Los Angeles Times".

Gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrem Vater suchte die 29-Jährige in den Überresten ihres Hauses in Ventura nach Erinnerungsstücken. Unter den wenigen Gegenständen waren einige Sportmedaillen und ein selbst gemachter Keramiktopf, wie die Zeitung berichtete.

Auch Bel Air brannte

Ein Feuer im Prominentenviertel Bel Air im Westen von Los Angeles war am Samstagabend zu zwei Dritteln eingedämmt. Nach Angaben der Feuerwehr hatte das "Skirball"-Feuer sechs Häuser zerstört und weitere zwölf beschädigt. Viele Stars, darunter Jennifer Aniston, Gwyneth Paltrow, Jennifer Lopez, Jay-Z und Beyonce besitzen dort teure Domizile.

Pop-Star Justin Bieber (23) versprach in einer Videobotschaft auf Instagram, dass er den Geschädigten in Kalifornien helfen wollte. Er sei kein Feuerwehrmann, aber er könne auf andere Weise – etwa über Spendenaufrufe – etwas bewirken, sagte der Sänger. (APA, 10.12.2017)