Schnupfen ist nicht für jeden ein Grund, das Bett zu hüten.

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Wien – Zwölfeinhalb Tage (inklusive Wochenenden) sind die unselbstständig Erwerbstätigen in Österreich im Durchschnitt im Krankenstand, wobei hier die Kurzzeitkrankenstände nicht mitgezählt werden. Und obwohl nicht gesund, geht immerhin ein Drittel der unselbstständig Beschäftigten in die Arbeit, wie aus dem am Montag präsentierten Arbeitsgesundheitsmonitor hervorgeht.

Als Präsentismus wird dieses Verhalten bezeichnet, sagte Ifes-Geschäftsführer Reinhard Raml, dessen Institut die Befragung vorgenommen hat. 33 Prozent lassen sich von Verkühlung & Co nicht ins Bett verbannen. Dieser Anteil ist seit etwa fünf Jahren konstant, zu Zeiten der Wirtschaftskrise waren es noch deutlich mehr. Dabei gehen Geschäftsführer, Regalbetreuerinnen und Wissenschafter besonders häufig krank arbeiten, Köche, Friseure oder Polizisten kurieren sich am öftesten aus.

Hauptgrund für Präsentismus ist für sechs von zehn Befragten das Pflichtgefühl gegenüber Kollegen, anderen bleibt die Arbeit sonst liegen – und vor allem Arbeiter haben Angst vor Konsequenzen, die bis zum Jobverlust reichen, erläuterte Raml. Diese konnten mit 24 Prozent auch weit öfter von derartigen Sanktionen in ihrem Betrieb berichten als Angestellte (zwölf Prozent) oder öffentlich Bedienstete (neun Prozent).

Krankheiten dauern länger

Sich in die Arbeit zu schleppen tut vor allem den Betroffenen selbst nicht gut: Die Krankheiten dauern länger, sind schwerwiegender und können eventuell sogar zu einem längeren Ausfall führen. Zudem sind sie unkonzentriert, machen deshalb Fehler und können auch ihre Kollegen anstecken. Zudem drohen psychische Probleme, warnte Raml.

Wie groß der mentale Einfluss auf das Wohlbefinden des Einzelnen ist, zeigt der Umstand, dass 73 Prozent jener Mitarbeiter in den sechs Monaten zuvor krank waren, die mit der Führung durch ihren Chef unzufrieden sind. Deutlich mehr als die 61 Prozent jener, die mit ihrem Vorgesetzten zufrieden sind.

Der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, Johann Kalliauer, wies darauf hin, dass etwa die Hälfte der Krankenstandstage auf nur sieben Prozent der Krankenstände zurückzuführen ist, die sehr schlimme Beschwerden aufweisen. Vor allem psychische Probleme führen zu langen Ausfällen. Bei der Gesundheitsförderung in den Betrieben gebe es zwar Fortschritte, "aber noch viel Luft nach oben".

Auch wenn nicht alle Probleme, vor allem jene mit Vorgesetzten, durch Gesetze zu lösen seien, verlangte Kalliauer, dass Kündigungen während des Krankenstands verboten werden. Auch die Forderung nach einer sechsten Urlaubswoche sei "nicht vermessen". Führungskräfte sollten auch nicht jene loben und als Vorbild hinstellen, die krank zur Arbeit erscheinen, sondern dafür sorgen, dass sie sich entsprechend auskurieren. (APA, 11.12.2017)