Von Berlin nach München in weniger als vier Stunden: Der neue ICE-Sprinter macht's möglich. Wenn da nicht Verspätungen und Ausfälle wären.

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"Meilenstein", "großer Fortschritt", "historisches Ereignis": Mit großen Worten wurde die milliardenteure Schnellfahrstrecke von München nach Berlin vergangene Woche eröffnet. Statt in sechs künftig in weniger als vier Stunden, das ist ein gewichtiges Argument für Bahnfahrer. Die Bahn in "Schlagdistanz mit dem Flieger", freute sich denn auch Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz über das Prestigeprojekt.

Doch schon ein Zug mit Ehrengästen an Bord blieb mit einem technischen Gebrechen liegen und kam mit Verspätung an. Auch am ersten regulären Betriebstag gab es Verspätungen, Dienstagmorgen fiel erneut ein Zug aus. Grund der anhaltenden Pannenserie mit dem ICE-Sprinter könnte das neue digitale "European Train Control System" sein, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Die Lokführergewerkschaft GDL kritisiert indes, dass es zu wenige Probefahrten gegeben habe. Hinzu kämen bei der ICE-Baureihe der ersten Generation weitere Probleme wie Ausfälle beim Display im Führerstand. "Dann müssen die Züge angehalten werden", so GDL-Vorsitzender Claus Weselsky. Die Vorwürfe wies die Deutsche Bahn umgehend zurück, die technischen Kinderkrankheiten seien vor Inbetriebnahme weitestgehend abgestellt worden.

Spott und Hohn

Die "Berliner Morgenpost" titelt ihren Erfahrungsbericht mit "Supersprinter im Schneckentempo", die "Berliner Zeitung" mit "Vier Stunden Verspätung – ein Drama in mehreren Akten". Auf Twitter werden die Probleme mit Spott und Hohn kommentiert:

26 Jahre Planungs- und Bauzeit. Und dann so was. Manche erinnert das an die ewige Baustelle Berliner Flughafen, der wohl nicht vor 2021 eröffnet wird.

Dennoch glauben 47 Prozent der Deutschen laut Yougov, dass die neue Schnellfahrstrecke ein Grund ist, Flugzeug oder Auto stehen zu lassen.

Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht in der neuen ICE-Schnelltrasse vor allem Vorteile für die großen Städte. "Für die großen Metropolen entlang dieser Linie bringt das durchaus was, aber gerade in den Regionen haben wir durchaus Probleme", sagte Verbandssprecher Lukas Iffländer in "SWR aktuell".

Was stört Sie am Bahnfahren?

Sind Sie die Schnellfahrstrecke München–Berlin bereits gefahren, und welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Nutzen Sie für Reisen von Österreich in deutsche Städte den Flieger oder die Bahn? Welche Vorteile hat Bahnfahren gegenüber Fernbusreisen oder Autofahren? Wird Pünktlichkeit im Zugverkehr generell überbewertet, oder ist das für Sie das wichtigste Kriterium? Ob Deutschland oder Österreich – ist das regionale Streckennetz für Ihre Bedürfnisse ausreichend ausgebaut? Posten Sie Ihre Kommentare im Forum und erzählen Sie von Ihren schrecklichsten oder schönsten Erlebnissen bei Zugreisen! (sb, 13.12.2017)