Tanja Wintrich und Martin Sander von der Universität Bonn untersuchten das Fossil.
Foto: Yasuhisa Nakajima

Paderborn – In den Foren des Wissenschaftsressorts amüsiert man sich gerne über – mehr oder weniger – anschauliche Angaben zur Einschätzung von Größenordnungen, Typ "Badewanne" oder "Fußballfeld". Dabei sind wir hier nachgerade Waisenknaben im Vergleich dazu, wie ein aktueller paläontologischer Fund im Fachmagazin "Science Advances" vorgestellt wird. Dort heißt es zu einem neuentdeckten Plesiosaurier, dass er so groß wie ein durchschnittlicher Christbaum respektive ein bisschen größer als der Basketballer Shaquille O’Neil gewesen sei ...

Konkret gemeint sind übrigens 237 Zentimeter. Gefunden wurde das Fossil in Bonenburg bei Paderborn in einer Tongrube. Mit einem Alter von gut 201 Millionen Jahren stammt es vom Übergang der Trias zum Jura und ist damit eines der ältesten Plesiosaurier-Fossilien, die je gefunden wurden – vielleicht sogar das älteste überhaupt.

Foto: Georg Oleschinski

Das Tier, das die Bezeichnung Rhaeticosaurus mertensi erhielt, hatte den plesiosauriertypischen Körperbau mit langem Hals, kleinem Kopf und vier Flossen, die ihm im Wasser eine aktive Fortbewegung ähnlich der einer heutigen Meeresschildkröte ermöglichten.

Aus den Überresten sei abzulesen, dass das Tier einen vergleichsweise steifen Nacken besaß und seinen Kopf wohl nur eingeschränkt nach hinten oder zu den Seiten bewegen konnte, bilanzieren die Forscher. Das widerspricht gängigen Illustrationen, die Plesiosaurier gerne als Jäger darstellen, die durchs Wasser pflügen und ihren flexiblen Hals peitschenartig nach ihrer Beute schnellen lassen. Dass sie Fleischfresser waren, ist allerdings belegt.

Die Analyse der Knochenstruktur ermöglichte Rückschlüsse auf die körperliche Entwicklung des Plesiosauriers.
Foto: Martin Sander

Die Knochenstruktur ließ zudem darauf schließen, dass es sich um einen jungen Plesiosaurier handelte, wie die Forscher um Tanja Wintrich und Martin Sander von der Universität Bonn berichten. Das Tier dürfte im ersten Jahr seines Lebens sehr schnell gewachsen sein.

Die Knochen waren ursprünglich im Jahr 2013 entdeckt worden. Aufwendige Untersuchungen ergaben nun, dass es aus der Trias stammt: Zuvor hatte man angenommen, dass sich Plesiosaurier erst im darauffolgenden Jura entwickelten. Das bedeutet, dass diese Tiergruppe in der Frühphase ihrer Entwicklung ein Massensterben überlebte, das an der Grenze von Trias und Jura stattfand. Einem späteren und größeren erlagen die Plesiosaurier jedoch: Die letzten starben zusammen mit vielen weiteren Tiergruppen vor 66 Millionen Jahren aus. (red, 14. 12. 2017)