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Trotz häufiger Raketentests will US-Außenminister Rex Tillerson mit Nordkorea reden.

Foto: REUTERS/Jonathan Ernst

Frage: US-Außenminister Rex Tillerson hat Nordkorea also Gespräche angeboten. Wollen die USA das nicht ohnehin schon lange?

Antwort: Die US-Regierung hat schon öfter ihre Gesprächsbereitschaft angedeutet. Im Wahlkampf sagte Präsident Donald Trump sogar selbstsicher, er werde Kim Jong-un "bei einem Burger" davon überzeugen, das Atomprogramm zu stoppen. Im Mai sagte er, ein Treffen mit Diktator Kim Jong-un wäre "eine Ehre".

Frage: Aber wieso dann jetzt die Aufregung über Tillersons Statement?

Antwort: Präsident Trump ist nach dem Statement vom Mai eilig zurückgerudert – vermutlich nach Gesprächen mit seinen Beratern. Diese betonten nämlich danach schnell, dass Trump nur allgemein gesprochen habe und nicht von einem baldigen Treffen ausgehe. Bisher galt das nämlich als tabu, solange Nordkorea sich nicht vorher bereiterklärt, über ein Ende des Atomprogrammes zu sprechen. Das ist jetzt anders: Tillerson hat Dienstagabend sogar explizit gesagt, dass er diese Bedingung für "unrealistisch" hält.

Frage: Worüber aber soll dann gesprochen werden?

Antwort: Da zeigt sich Tillerson kreativ. "Wenn ihr wollt, können wir über das Wetter reden", richtet er den Nordkoreanern aus, "oder darüber, ob wir lieber an einem runden oder einem viereckigen Tisch sitzen wollen." Danach könne man ja einen Plan aufstellen, in welche Richtung sich die Gespräche entwickeln sollen.

Frage: Präsident Trump hat Tillerson ja schon mehrfach widersprochen. Im Sommer nannte er Gespräche noch "Zeitverschwendung". Ist das Weiße Haus jetzt für die Idee zu haben?

Antwort: Das ist nicht ganz sicher. Dafür spricht, dass Tillerson seinen Vorschlag so offensiv geäußert hat wie bisher noch selten. Außerdem ist er auch auf Nachfrage dabei geblieben. Daher ist es schwer vorstellbar, dass die Idee völlig unabgesprochen war.

Andererseits hat das Weiße Haus kurz darauf betont, dass sich an der Nordkorea-Politik "nichts ändern" solle. Möglich ist, dass es sich bei den Äußerungen Tillersons um einen Testballon handelt, um die Reaktionen zu sehen. Andererseits schrieben US-Medien am Mittwoch, es habe im Weißen Haus am Abend "große Aufregung" gegeben. Sie spekulierten über einen Zusammenhang mit Tillersons Äußerungen.

Frage: Würden Gespräche bedeuten, dass die USA Nordkorea als Atomstaat de facto akzeptieren?

Antwort: Genau das ist die Sorge von vielen Experten: Wenn man mit Nordkorea spreche, ohne ein Ende des Atomprogramms zu verlangen, müsste Kim Jong-un das als Entgegenkommen sehen. Seine Strategie, durch Aufrüstung die Gegner unter Druck zu setzen, hätte dann offenkundig funktioniert. Dem steht aber entgegen, dass die bisherige Politik des Westens nicht funktioniert. Eigentlich soll Nordkorea ja durch Druck und Sanktionen dazu gebracht werden, auf Nuklearwaffen und Interkontinentalraketen zu verzichten. Stattdessen hat das Land beide Programme aber beschleunigt.

Frage: Was sagt Nordkorea dazu?

Antwort: Eine Reaktion auf Tillersons Vorschlag gab es bis Redaktionsschluss am Mittwoch nicht. Ohne auf die Idee zu sprechen zu kommen, hat Pjöngjang aber neue Drohungen ausgestoßen: Die staatliche Propaganda zitierte Machthaber Kim Jong-un zu Mittag mit den Worten, er wolle sein Land "zur stärksten Militär- und Atommacht der Welt" machen. UN-Vermittler Jeffrey Feltman sagte allerdings, er habe den Eindruck gewonnen, dass es auch Nordkorea wichtig sei, einen Krieg zu vermeiden. Feltman war vergangene Woche auf Geheiß der Vereinten Nationen im Land.

Frage: Und was halten die Nachbarn in der Region von der Idee?

Antwort: China und Russland sind erfreut: Der Vorschlag entspricht dem, was sie schon seit Monaten fordern. Japans Regierung forderte hingegen nachdrücklich, den Druck aufrechtzuerhalten.

Frage: In den vergangenen Tagen war wenig von Nordkorea zu hören. Hat sich die Situation dort beruhigt?

Antwort: Das ist nicht der Fall, das Thema wurde aber vom sonstigen Weltgeschehen etwas überlagert. Zu Unrecht: Erst letzte Woche hatte Pjöngjang etwa mitgeteilt, neue Manöver der USA und Südkoreas würden "einen Nuklearkrieg unausweichlich machen", es gehe nur noch um den Zeitpunkt.

Frage: Ist nach dem Angebot mit einer Entspannung zu rechnen?

Antwort: Davon ist nicht auszugehen – schon gar nicht, solange unsicher ist, ob Tillerson im Namen des Weißen Hauses gesprochen hat. Sorge machen Experten vielmehr Beobachtungen aus den vergangenen Tagen: Offenbar hat Nordkorea wieder Arbeiten am Atomtestgelände aufgenommen. (Manuel Escher, 13.12.2017)