Soldaten der israelischen Armee in der West Bank am Freitag, wo Demonstrationen stattfanden.

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Gaza/Jerusalem – Israelische Soldaten haben am Freitag im Gazastreifen zwei Palästinenser durch Schüsse getötet. Wie das Gesundheitsministerium in Gaza mitteilte, demonstrierten sie gegen die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Es handelte sich demnach um den 32-jährigen Yasser Sokar und den an beiden Beinen amputierten 29-jährigen Ibrahim Abu Thurayeh

Trump hatte die Entscheidung am 6. Dezember trotz eindringlicher Warnungen aus aller Welt verkündet. Die Entscheidung führte zu Protesten vor allem in der Nahostregion. In den Palästinensergebieten kam es dabei wiederholt zu Gewalt. Mit den beiden neuen Toten erhöht sich die Zahl der Opfer, die israelische Soldaten im Gazastreifen bei Protesten gegen Trumps Hauptstadt-Entscheidung töteten, auf sechs.

"Unteilbare Hauptstadt"

Der Status von Jerusalem ist einer der größten Streitpunkte im israelisch-palästinensischen Konflikt. Israel proklamierte den Ost- und den Westteil der Stadt zur "ewigen, unteilbaren Hauptstadt"; für die Palästinenser ist Ost-Jerusalem hingegen die Hauptstadt ihres künftigen Staates.

Unterdessen schossen israelische Grenzpolizisten an einem Armeeposten außerhalb von Ramallah im israelisch besetzten Westjordanland auf einen Palästinenser, der mutmaßlich einen Sprenggürtel trug. Der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld erklärte, der Mann habe während einer Demonstration gegen Trumps Jerusalem-Entscheidung zwei Mal auf einen Polizisten eingestochen, bevor auf ihn geschossen worden sei.

Der Polizist wurde den Angaben zufolge leicht verletzt. Den 24-jährigen Palästinenser aus Hebron brachten palästinensische Ärzte schwer verletzt in ein Krankenhaus. Die israelische Polizei leitete Ermittlungen zu Berichten ein, wonach der Palästinenser einen wirklichen oder einen vermeintlichen Sprengstoffgürtel trug.

Erdogan rief zu Protesten auf

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief unterdessen Muslime zu stärkeren Reaktionen "im Rahmen des Rechts" gegen die Jerusalem-Entscheidung der USA auf. "In Wahrheit ist die letzte Jerusalem-Entscheidung ein Vorbote für neue Operationen gegen die islamische Welt", sagte Erdogan am Freitag in Istanbul.

"Wenn die Muslime nicht genügend Reaktionen zeigen im Rahmen des Rechts, so glaubt mir, wird der Rest folgen." Erdogan sprach sich zugleich gegen Antisemitismus aus. "Wir sind Muslime, wir können keine Rassisten, Diskriminierende oder Antisemiten sein." (APA, 15.12.2017)