Barcelona/Madrid – Im politisch gespaltenen Katalonien hat der Endspurt zu den Regionalwahlen am kommenden Donnerstag begonnen. In den letzten Umfragen vor der Abstimmung wird den Unabhängigkeitsbefürwortern eine knappe Mehrheit vorausgesagt. Demnach liegen die Befürworter einer katalanischen Abspaltung bei 63 bis 69 Parlamentssitzen, die Unterstützer der Einheit würden auf 56 bis 63 Sitze kommen.

Um ihre absolute Mehrheit zu verteidigen, müssten sich die Unabhängigkeitsbefürworter mindestens 68 Mandate sichern. Andernfalls dürfte sich die Regierungsbildung angesichts der gegensätzlichen politischen Ziele langwierig und kompliziert gestalten.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Die linksgerichtete Partei ERC, die Koalitionspartner in der kürzlich entmachteten Regionalregierung von Carles Puigdemont war, liefert sich laut den am Freitag veröffentlichten Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der liberalen Bürgerpartei Ciudadanos, die für die Einheit Spaniens eintritt. Puigdemonts Liste dürfte den Umfragen zufolge maximal 30 Sitze gewinnen.

Der Ausgang der Regionalwahl wird in ganz Spanien mit Spannung erwartet – die Situation in Katalonien beunruhigt viele Spanier fast so sehr wie die hohe Arbeitslosigkeit im Land. Einheitsbefürworter werfen dem gegnerischen Lager vor, dem wirtschaftlich starken Katalonien massiv zu schaden.

Regionalregierung abgesetzt

Puigdemont sieht die Wahl als erneute Abstimmung über die Unabhängigkeit. Seiner Ansicht nach wäre Ministerpräsident Mariano Rajoy zu Verhandlungen gezwungen, sollten die Anhänger eines unabhängigen Staates Katalonien gewinnen.

Trotz eines Verbots durch das Oberste Gericht Spaniens hatte die katalanische Regierung am 1. Oktober ein Unabhängigkeits-Referendum abgehalten. Madrid setzte daraufhin die Regionalregierung ab und schrieb Neuwahlen aus. Dabei treten der abgesetzte Regionalpräsident Puigdemont und viele seiner ehemaligen Minister wieder als Kandidaten an. (APA, 15.12.2017)