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Wie fliegt es sich am günstigsten? Ein Wiener Software-Unternehmen entwickelt ein Programm für optimales Flugmanagement, das Ziel ist, 15 Prozent des Aviation-Markts zu erobern.

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Wien – "Aufg'wärmt ist nur ein Gulasch gut", pflegt man in Wien zu sagen – und hat meistens recht damit. Meistens. Nicht immer. Wenn zum Beispiel ein paar Software- und zwei Marketingspezialisten im Aviation-Bereich, die im Jahr 2000 eine Firma gegründet haben, das 15 Jahre später wieder tun, dann kann das durchaus eine gute Sache sein. Oder zumindest eine erfolgversprechende.

Aber der Reihe nach: Anfang des Jahrtausends machten sich besagte Spezialisten in einem Hinterhofbüro in Wien-Neubau daran, ein Flugplanungs- und Optimierungsprogramm für die zivile Luftfahrt zu entwickeln. Primär ging es darum, Sprit-, Zeit- und Überflugkosten der Airlines zu optimieren. Die Firma namens Flugwerkzeuge wuchs rasch von vier auf 60 Mitarbeiter an. 2009, bei einem Marktanteil von fast zehn Prozent, kaufte der amerikanische Aviation-Konzern Sabre das kleine Wiener Unternehmen und gliederte das österreichische Programm in das eigene Produktportfolio ein. Die Flugwerkzeuge gibt es immer noch im 7. Bezirk, rund 80 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Präzision

Die Gründer schieden aus – und fingen 2015 "wieder ganz von vorn an", wie Geschäftsführer Christoph Prinz sagt. Das neue Unternehmen heißt nun Flightkeys und bietet Lösungen für Flugmanagement und Optimierung an – genauso wie vorher, aber dennoch ganz anders soll es sein, sagt Prinz. Das mit dem "Aufwärmen" sei also nur bedingt der Fall.

Denn: "Wenn man zum zweiten Mal quasi dieselbe Firma gründet, macht man viele Fehler einfach nicht mehr." Dazu kommt, dass sich durch Big Data, neue Technologien und Entwicklungswerkzeuge Möglichkeiten ergeben, noch größer und noch präziser zu planen. Im Aviation-Sprech von Flightkeys heißt das: "Wir denken in fünf Dimensionen." Gemeint ist damit, dass man beim Optimieren von Flugrouten nicht nur die bekannten drei räumlichen Dimensionen und die Zeit berücksichtigt, sondern auch "probabilistische" (statistische) Daten bei der Berechnung mit einbezieht. Nicht nur der einzelne Flug wird berechnet und geplant, sondern das gesamte Airline-Netzwerk und die Abhängigkeiten der Flüge werden berücksichtigt und optimiert. So können zum Beispiel bei wahrscheinlichen Verspätungen Start- und Landeslots getauscht und so die Kosten bei Verspätungen signifikant reduziert werden. All das geschieht sehr zeitnah, sogar wenn das Flugzeug bereits in der Luft ist, können Flughöhe, Route und Spritverbrauch noch optimiert werden.

Hoffnungsbranche

Flightkeys und sein Vorgänger Flugwerkzeuge sind beileibe nicht die einzigen österreichischen Unternehmen, die im internationalen Luftfahrtgeschäft mitmischen: Der Flugzeugbauteilehersteller FACC, das IT-Unternehmen TTech oder die Controlling-Spezialisten von Frequentis etwa haben sich erfolgreich in einem Markt positioniert, den die Wirtschaftskammer als "vielversprechenden Sektor" beschreibt. Von 2009 bis 2014 stieg der Umsatz der österreichischen Aeronautikbranche von 1,6 auf 2,2 Milliarden Euro. Das bedeutet ein kumuliertes Wachstum von 40 Prozent innerhalb von fünf Jahren – und das, obwohl 75 Prozent der Unternehmen in diesem Bereich KMUs sind. Schon jetzt sind 9200 Personen im Aeronautikbereich beschäftigt, 13 Prozent davon in den Bereichen Forschung und Entwicklung. Bis 2030, so lautet das Ziel des Ministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), sollen 15.000 Menschen in diesem Bereich arbeiten, bis zu vier Milliarden Euro Umsatz erhofft man sich bis dahin.

Start im Herbst 2018

Flightkeys wird sein fertiges Produkt im Herbst 2018 auf dem Markt lancieren, doch schon jetzt gibt es einen fixen Abnehmer, der auch die Projektkosten zum Teil trägt: Arinc Direct, eine Tochterfirma des Flugzeuggiganten Rockwell Collins, will seine Flugplanungsservices im Businessjet-Operation-Bereich mit dem System der Österreicher ausstatten. Auch die B&C-Beteiligungsgesellschaft ist mit an Bord, Zuschuss und Förderungen kommen unter anderem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Doch im Wesentlichen, sagt Prinz, "sind wir bereits gut auf dem Markt platziert". 2018 kommen zwei große Fluglinien als Kunden dazu.

25 Spezialisten, allesamt Männer, sind derzeit bei Flightkeys beschäftigt, der Wachstumshunger der Software-Entwickler ist ungestillt. Anfang 2018 sollen dann die ersten drei Frauen zum Team stoßen. Insgesamt sieht Prinz die Zukunft für Flightkeys rosig: "Wir sind davon überzeugt, dass wir in zehn Jahren fünfzehn Prozent des Marktanteils haben werden."(Petra Stuiber, 17.12.2017)