Oman – Namen sind nur Schall und Rauch? Nicht zwangsläufig. Denn Lexus kommt von Luxus, und der Name ist Programm. Schall von draußen hört man drinnen kaum. Und Rauch kommt hinten keiner raus. Das und noch mehr erfährt man, wenn man sich der aufgehenden Sonne nähert. Wenn man sich vom Flughafen in Muskat zum Hotel chauffieren lässt und die Vorzüge der Sitze in der zweiten Sitzreihe durchtestet, die multiplen Massagefunktionen etwa. Sanft wie eine Wanderdüne, nur erheblich flotter, befördert das Lexus-Flaggschiff einen ans Ziel.

Dass der LS die Mercedes-S-Klasse kopieren würde, kann man ihm bestimmt nicht mehr vorwerfen. Anders als bei den Deutschen gibt es nur noch eine Version, 5,24 Meter lang.
Foto: Lexus

Oben im Bergland bei Anantara, auf 2000 Meter Seehöhe, hat es nur ganz, ganz zarte Plusgrade. Das schärft Sinne und Auffassungsbereitschaft, zum Beispiel für neue Begrifflichkeit: Omotenashi.

Einstiegshilfe

Hat man das Luftfederschwebenwieaufwolkenfahrwerk gewählt, so hebt sich bei der Annäherung von Fahrerin oder Fahrer die Karosserie um vier Zentimeter an – damit man leichter einsteigen kann, detto dann beim Ausstieg (außerdem leuchten die Türgriffe auf), als würde der Wagen die präsumtiven Passagiere schon freudig erwarten; zur weiteren Einstiegserleichterung öffnet sich das äußere Polsterkissen, da schwingt es sich leichter in den noblen Fauteuil; die LED-Innenraumbeleuchtung glimmt dezent auf wie traditionelle Laternen aus Nippon: Für all das steht der Begriff Omotenashi – japanische Gastfreundschaft, zur Kunstform erhoben.

Hinten sitzt es sich wie in der Businessclass, und man kann sich auch massieren lassen. Außerdem: viel japanisches Kunsthandwerk.
Foto: Lexus

Eine andere Form japanischer Höflichkeit ist indes Geschichte. Die ersten LS-Generationen, ab 1989, ähnelten der jeweiligen Mercedes-S-Klasse verblüffend – eine Reverenz an den Luxusklassendominator, hieß es damals.

Eindeutig eigenständig

Dass dies mit der jüngsten Auflage, der fünften Generation, endgültig vorbei ist, kann man nur begrüßen. Da kommt jemand sehr eigenständig daher, ohne jede Verwechslungsgefahr, und deutlich progressiver designt als die ganze deutsche Konkurrenz. Da gehört Mut dazu. Und Selbstvertrauen. Und Besinnung auf Eigen-Art: So gibt es optional eine exquisite Türverkleidung in Origamifaltkunst und Türgriffhebelrahmungen in Kiriko-Glasschliff. Davon kann sogar Swarovski noch etwas lernen.

Das Heck des Luxus-Lexus.
Foto: Lexus

Wie sieht es aus, wenn man am Steuer sitzt? Richtig staatstragend fährt sich der LS. 359 PS leistet der Hybride insgesamt, kombiniert aus 299 gut dressierten diensthabenden Pferden im 3,5-Liter-V6 und 132 kW von zwei E-Motoren. Für die Kraftübertragung zuständig ist ein hochkomplexes Vierstufen-Hybrid-CVT-Getriebe mit zehn simulierten Gängen. Und sehen Sie, das ist auch schon ein Pferdefuß. Akustisch wird das dem sonst so geschmeidigen LS nämlich nicht ganz gerecht.

Da gleiten wir also dahin im Oman, dem Land von Weihrauch und Myrrhe – gäbe es auch noch Gold, würden wir die Heiligen Drei Könige per Navi suchen -, probieren dies und jenes, um erste Eindrücke zu festigen. Und bist du deppert, noch nie wurden wir von so vielen alten LS hergebrannt wie hier im Sultanat. Die LS- und generell Lexus-Dichte ist ebenso imposant wie deren Lenker forsch.

Der Arbeitsplatz.
Foto: Lexus

Probieren? Beim teilautonomen Fahren bewegt sich der LS auf Level zwei, er tendierte beim Spurhalten aber gern zum Ausbüxen. Vielleicht hatte der Straßendienst die Wegmarkierungen eine Spur zu dezent auf den Asphalt gepinselt.

Sonst noch etwas? Anders als bei der deutschen Konkurrenz gibt es diesmal keine zwei Radstände mehr, 5,24 Meter Luxuslimousine sollten genügen, meint Lexus. Weltweit. Und Plug-in-Hybrid? "Wir denken darüber nach!" (Andreas Stockinger, 30.12.2017)

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