Hartwig Löger führt auf Wunsch von Sebastian Kurz das Finanzministerium.

Foto: Uniqa/Ricardo Herrgott

Dass Hartwig Löger als Finanzminister der neuen türkis-blauen Regierung eine Notlösung gewesen sei, wird von Insidern heftig bestritten. Der 1965 im steirischen Selzthal Geborene "war einem kleinen Kreis bereits länger als eine Option für das Amt des Finanzministers bekannt", sagen Vertraute. Als Indiz dafür wird darauf hingewiesen, dass sein Nachfolger als Chef der Uniqa Österreich Versicherung, Kurt Svoboda, bereits bei Lögers Angelobung öffentlich kommuniziert wurde.

Löger, verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter, wohnt in der Wienerwaldgemeinde Gablitz und ist somit quasi Nachbar vom neuen Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), der im nahe gelegenen Purkersdorf daheim ist.

Kanzler Sebastian Kurz kennt Löger seit mehr als zehn Jahren aus seiner Zeit als Chef der Jungen ÖVP. Löger ist ein anerkannter Vertriebsexperte, der einen Großteil seines Berufslebens im Versicherungsgeschäft tätig war. Wie sein bisheriger Chef, Uniqa-Konzernchef Andreas Brandstetter, ist er groß, schlank, eloquent – und selbstbewusst. Brandstetter war es auch, der den einstigen Versicherungsmakler vor rund 15 Jahren zur Uniqa holte, wo er das Osteuropageschäft mit aufbaute. Und er habe ihn ein zweites Mal "promotet", wie Brandstetter im STANDARD-Gespräch sagte: Als er 2011 selbst Vorstandsvorsitzender des damals Raiffeisen-dominierten Uniqa-Konzerns wurde, rückte Löger in den Vorstand der Uniqa Österreich auf.

Brandstetter sagt über Löger: "Er ist ein super Manager, menschlich schwer in Ordnung, sehr engagiert, behandelt Menschen mit Anstand und Respekt und kann Teams gut führen."

Mitarbeiter beschreiben Löger als einen, der hinter "seinen Leuten" steht. Als bei der Umstrukturierung im Konzern einigen der Dienstwagen entzogen wurde, habe er die Konzernentscheidung intern abgemildert. Bloß wer mit ihm kommunizieren will, sollte das besser per SMS tun, heißt es, auf E-Mails reagiere er weniger.

Die Finanzwelt kennt Löger von zahlreichen Investorentreffen. Und die Untiefen der Politik hat er als Präsident der ÖVP-nahen Sportunion kennengelernt: Mehr Intrigen als in diesem Bereich sind auch im Finanzministerium nicht zu erwarten.

Ein abgeschlossenes Studium hat der Selfmademan Löger nicht. Deshalb gehört er auch nicht zum Cartellverband – sehr wohl aber ist er seit kurzem Ehrenmitglied des steirischen Mittelschülerkartellverbandes. (Claudia Ruff, 18.12.2017)