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Der aktuelle Hype rund um Bitcoin hat in den vergangenen Monaten auch das Thema als Ganzes regelrecht boomen lassen. Kaum eine Woche, in der nicht irgendwer mit einer neuen Kryptowährung auf die Bühne tritt. Nun folgt einer, dem man zumindest einschlägiges Know-How nicht absprechen kann.

Anderer Ansatz

Unter dem Namen Mobilecoin arbeitet Moxie Marlinspike, Erfinder des verschlüsselten Messengers Signal, derzeit an einer Alternative zu Bitcoin. Statt des rechenintensiven Peer-to-Peer-Netzwerks von Bitcoin, setzt Mobilecoin lieber auf ein föderiertes Netz, in dem einzelne Server – in diesem Modell Nodes genannt – zentrale Aufgabe wie das Bestätigen von Transaktion oder auch die Schlüsselverwaltung übernehmen. Der Energieaufwand für Mobilecoin wäre damit nur ein Bruchteil dessen für Bitcoin, berichtet Wired.

Technischer Hintergrund

Den Schutz vor etwaigen Manipulationen, den bei Bitcoin das verteilte Netzwerk übernimmt, will Marlinspike auf andere Weise garantieren, nämlich über die Nutzung einer neuen Prozessortechnologie. In aktuellen Chips von Intel befindet sich eine Erweiterung namens Software Guard Extensions (SGX). Diese ermöglicht, dass gewisse Aufgaben, die auf einem Rechner laufen, in einem vollständig isolierten Bereich laufen. Selbst der Server-Betreiber und das laufende Betriebssystem haben hier keinerlei Einsicht in die Aktivitäten in dieser gesicherten Umgebung – und können entsprechend auch keine Manipulationen vornehmen. Auch die Anonymität der Transaktionen soll das Mobilecoin-System garantieren.

Zahlen statt Spekulieren

Neben dem geringeren Ressourcenbedarf sehen die Entwickler von Mobilecoin aber noch einen weiteren Vorteil: Bitcoin sei längst zu einem reinen Spekulationsobjekt verkommen, was es für reale Zahlungen unbrauchbar mache. Mobilecoin setzt sich hingegen das Ziel Kryptowährungen wirklich massentauglich zu machen – ähnlich wie man es schon mit der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei Messengern geschafft hat. Denn auch wenn Signal selbst nur begrenzte Verbreitung gefunden hat, die dafür entwickelte Verschlüsselungstechnologie kommt mittlerweile auch bei vielen Konkurrenten zum Einsatz – allen voran WhatsApp.

Kritik

Allerdings gibt es durchaus auch Kritik an dem Konzept von Marlinspike. So zeigen sich einige Sicherheitsexperten darüber besorgt, dass die Sicherheit von Mobilecoin mit jener von SGX steht und fällt. Immerhin handle es sich dabei um eine Prozessorerweiterung eines einzelnen Herstellers, und zwar eines, der in der letzten Zeit zum Teil mit schweren Sicherheitsproblemen bei anderen seiner Prozessortechnologien zu kämpfen hatte.

Vorgeschichte

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Marlinspike mit SGX experimentiert. Schon vor einigen Monaten wurde die "Private Contact Discovery" für Signal angekündigt, die einen verschlüsselten Kontaktabgleich zwischen mehreren Nutzern des Messengers ermöglichen soll, ohne dass Dritte Zugriff auf diese Informationen haben. (apo, 19.12.2017)