Am Montag, dem Tag der Angelobung der türkis-blauen Regierung, war der feministische Protest unter den vielen Demonstrationen zahlenmäßig nicht der beeindruckendste, aber mit einem achtstündigen Programm der zäheste und wortgewaltigste. Zäh und ungemütlich zu sein rät auch Schauspielerin Erni Mangold jungen Frauen für die nächste Regierungsperiode.
Ähnlich wie die Autorin Stefanie Sargnagel, Rapperin Ebow und viele andere Frauen auf dem "Heldinnenplatz" fluchte auch sie über die neue Regierung: "Eine große Katzenscheiße ist das!". Eine der Herausforderungen könnte für die FPÖ der verhältnismäßig hohe Frauenanteil sein, meint die Schauspielerin. "Mal sehen, ob die FPÖ damit zurechtkommt".
Videointerview mit Erni Mangold
"Die Jugend sollte mehr schreien und sich empören", rief Mangold vom Bühnenwagen. Die Demo wurde von einer losen feministischen Gruppe organisiert, die befürchtet, dass Frauen von der neuen Regierung durch "sexistische und rassistische Politik" besonders viel Schaden davontragen werden.
Durch Türkis-Blau werde die Politik in Frauenbelangen um 15 bis 100 Jahre zurückgeworfen, erwarten die DemonstrantInnen.
Video: 100 Jahre Backlash
Die neue Regierung will den vermeintlich angeborenen Unterschied der Geschlechter wieder fördern. "Die Verschiedenheit von Mann und Frau zu kennen und anzuerkennen ist ein Bestandteil menschlichen Lebens und damit unantastbar mit der Würde des Menschen verbunden", heißt es im Regierungsprogramm.
Frauen, die über ihre Vagina rappen, nicht nur süß dargestellt werden wollen, wie Erni Mangold, oder in ihren fiktiven Texten Katzen treten, wie Stefanie Sargnagel, fühlen sich in diesem Frauenbild nicht repräsentiert. Auf dem Heldenplatz berichteten sie auch von Anfeindungen durch die türkis-blaue männliche Wählerschaft, die sie durch ihr Auftreten und ihre Kunst erfahren hätten. Bei Sargnagel seien es zwei Shitstorms gewesen, die das rechte Spektrum bereits befeuert habe. (Maria von Usslar, Ayham Youssef, 19.12.2017)