Die Ohren zuhalten ist eine Möglichkeit, um sich gegen Lärm zu schützen. Komfortabler sind allerdings Ohrstöpsel.

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Wien – Raketen und Kracher haben Sprengkraft. Das zeigt sich jedes Jahr zu Silvester durch Unfälle mit pyrotechnischen Knallkörpern. Sie sind aber auch eine potenzielle Gefahr für die Ohren, wie HNO-Ärzte betonen. Wer zu nahe an den Böllern steht, riskiert ein Knalltrauma, also einen akuten Hörschaden. Bei rascher Behandlung erholt sich das Gehör in den meisten Fällen – wer jedoch zu lange mit dem Arztbesuch wartet, kann seinen Hörsinn dauerhaft verlieren, warnen Experten.

"Das Knalltrauma zeigt sich immer durch Hörverlust. Oft kommt auch Tinnitus dazu, der von vielen Patienten als lästiger empfunden wird, als die Hörminderung selbst", erklärt Wolfgang Gstöttner, Vorstand der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten in Wien. Rund um die Silvesternacht erleiden allein in Wien etwa 150 Menschen ein solches Knalltrauma, österreichweit sind es um die 1.000 Fälle. "Die Dunkelziffer der vorwiegend männlich Betroffenen dürfte wesentlich höher liegen, da nicht jeder einen Arzt oder eine Ambulanz aufsucht", sagt der HNO-Arzt.

Rasche Therapie rettet das Gehör

Nach einem Knalltrauma ist es wichtig, sofort ärztliche Hilfe zu suchen, denn je früher behandelt wird, umso eher lässt sich das Gehör wiederherstellen. "Die besten Prognosen liegen vor, wenn die Behandlung innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Lärmbelastung erfolgt", erklärt Gstöttner.

Als Standardbehandlung gilt die Infusionstherapie, die über einen Zeitraum von einer Woche verabreicht wird. Die Patienten werden dabei stationär aufgenommen und erhalten eine Medikamentenkombination aus durchblutungsfördernden Wirkstoffen und Kortison, das die Stressreaktion im Innenohr mildert. Zusätzlich werden Vitamine verabreicht, um den Körper weiter zu unterstützen. Studien haben zumindest gezeigt, dass die Prognose mit Infusionstherapie deutlich besser ist als ohne.

Die Ohren schützen

Die üblichen Feuerwerkskörper erreichen einen Schalldruckpegel von gut 150 Dezibel. Das entspricht in etwa der Lautstärke eines Düsenjets. Zum Vergleich: Bereits bei 80 Dezibel besteht die Gefahr eines Gehörschadens: Etwa wenn die Ohren über einen längeren Zeitraum diesem Lärm ausgesetzt sind. "Das Beste, was man tun kann, ist sicher Prävention durch Gehörschutz. Und falls das Knalltrauma schon passiert ist, kann man trotzdem etwas dagegen tun", sagt Wolfgang Gstöttner. (red, 19.12.2017)