Innsbruck/Neustift im Stubaital – Nachdem die Tiroler Landesregierung im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen im Nachwuchssport Anfang Dezember beschlossen hatte, eine externe und unabhängige Kommission zur Aufarbeitung der Vorfälle einzurichten, hat diese nun ihre Arbeit aufgenommen. Dies teilte das Land am Dienstag in einer Aussendung mit. Andrea Wibmer-Stern, Vorsteherin des Bezirksgerichts Kufstein, übernimmt die Leitung.

Zudem habe die Landesregierung beschlossen, dass Betroffene sexualisierter Gewalt in Sporteinrichtungen des Landes auf Wunsch "therapeutische Hilfestellung" erhalten – die Kosten dafür übernehme das Land. Neben Wibmer-Stern gehören Regina Brandl, ehemalige Rektorin der Pädagogischen Hochschule "Edith Stein" in Stams, die Sportpsychologin Chris Karl sowie Barbara Hotter und Martin Kopp vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck der Kommission an.

"Wir wollen die Vergangenheit lückenlos aufarbeiten und gleichzeitig für die Zukunft einen Schwerpunkt zur Gewaltprävention im Nachwuchssport setzen", erklärte Wibmer-Stern. Alle bei der Anlaufstelle eingegangenen Meldungen und Beobachtungen sexualisierter Gewalt sollen von der Kommission im Detail geprüft werden. Untersucht werden sollen aber auch allfällige strukturelle Defizite in den Landeseinrichtungen für den Sportnachwuchs. Außerdem will die Kommission Kommunikationsabläufe durchleuchten. Erste Ergebnisse ihrer Tätigkeit will die Expertenkommission im Frühjahr 2018 vorlegen.

Bei der Ende November eingerichteten Anlaufstelle des Landes für ehemalige Internatsschüler der Skihauptschule Neustift und des Skigymnasiums Stams haben sich bis Montag fünf direkt Betroffene gemeldet. Weitere fünf Personen haben sich gemeldet, um ihre Beobachtungen und Wahrnehmungen zu sexualisierter Gewalt zu schildern. Drei Meldungen betreffen Aussagen zu externen Einrichtungen, hieß es. Drei Fälle wurden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Die Betroffenen müssen einer Weiterleitung zustimmen. (APA, 19.12.2017)