Österreichs Regierung bringt Israels Premier Benjamin Netanjahu in ein Dilemma. Hier besteht eine Koalition mit einer klar proisraelischen Haltung und einem Juniorpartner, der Siedler unterstützt und die Botschaft nach Jerusalem übersiedeln will – eine Herzenssache für Israels Rechte. Einen besseren Freund wird Netanjahu in der EU kaum finden. Bloß hat diese Partei ideologische und personelle Wurzeln mit einer beunruhigenden Nähe zu den einstigen Massenmördern des jüdischen Volkes.

Netanjahus Lösung ist ein windelweicher Boykott, der mit Israels Reaktion auf die schwarz-blaue Regierungsbildung im Jahr 2000 keinerlei Ähnlichkeit aufweist. Mit den von der FPÖ entsandten Ministern wird "momentan" nicht gesprochen, mit ihren Beamten aber sehr wohl – und Kanzler Sebastian Kurz wird als Freund Israels hofiert. Und sobald das Außenministerium, das Netanjahu ebenfalls führt, zum Schluss kommt, dass sich die FPÖ geläutert hat, könnte es zu einer weiteren Annäherung kommen.

Offizielle Kontakte zu Strache und Co bleiben unwahrscheinlich, denn die Folge wäre ein Aufschrei unter Israels Holocaustüberlebenden und in der jüdischen Gemeinde in Wien. Aber die Stellungnahme aus Jerusalem zeigt, dass realpolitische Interessen die israelische und österreichische Rechte stärker einen, als die Vergangenheit sie trennt. Das spricht für keine der beiden Gruppen, ist aber ein gutes Omen für die Beziehung zwischen den beiden Staaten. (Eric Frey, 19.12.2017)