Viele Reize strömen auf das Gehirn ein, Kreativität ist die Kunst, das Beste daraus zu machen.

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Dick Swaab
Unser kreatives Gehirn
Wie wir leben, lernen und arbeiten
Droemer/Knaur 2017
640 Seiten, 35 Euro

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Wissen, wie Denken geht: Das menschliche Gehirn ist jenes Organ, das die Wissenschaft vor die größten Herausforderungen stellt. Oft sind es die Fehlleistungen, über die sich die hochdifferenzierte Funktionalität am besten erkennen lässt.

Der niederländische Hirnforscher Dick Swaab setzt sich in diesem dicken Wälzer mit vielen Fragen zum menschlichen Gehirn auseinander und hat quasi eine Enzyklopädie dieses zentralen Organs geschrieben. "Unser kreatives Gehirn" heißt der 640 Seiten starke Wälzer, in dem alles vereint ist, was es zu wissen gibt. Wer denkt, dass es sich um eine trockene wissenschaftliche Lektüre handelt, irrt. Swaab weiß, wie wichtig Bilder für die Aufmerksamkeit sind, und hat viele davon in die übersichtlich kurz gestalten Kapitel mit eingebaut.

Reiz und Effekt

Die großen Themen dieses Buches: Die Entwicklung des Gehirns vom Fötus bis ins hohe Alter, Geschlechterunterschiede zwischen Männern und Frauen, sämtliche Fähigkeiten wie auch sämtliche Erkrankungen des Gehirns und vor allem die Frage, welchen Einfluss die Umwelt aus hirnphysiologischer Sicht für den individuellen Menschen hat. Da geht es um Reize von außen und ihre physiologischen Effekte.

Swaab beschäftigt sich aber auch intensiv mit den Künsten als einer Ausformung menschlicher Kreativität und nimmt seine Leser zu Ausflügen in Kunst und Musik an der Hand.

Seine These: Es sind die grauen Zellen, die im Endeffekt auch die Kultur und in letzter Konsequenz auch die ganze Gesellschaft prägen. Insofern erlaubt er sich auch einen weiten Bogen in die Welt der Technik: Er vergleicht Computer und Gehirn, er setzt sich aber auch mit dem Hirn von Verbrechern auseinander und thematisiert Suizid und Sterbehilfe. Ein hirntechnischer Rundumschlag sozusagen, mit vielen neuen Einsichten. (Karin Pollack, 20.12.2017)