Damit Sie nicht im Schnee spielen müssen: Eine neue Foren-Infrastruktur wird gebaut.

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Aktuelles Forum mit oben angehefteten Postings.

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Sieben Baustellen sieht Peter Plaikner vom "Journalist" für den STANDARD in der nächsten Zeit. Eine davon hat mit den Foren zu tun. Hier sieht er ein Qualitätsproblem, das der Glaubwürdigkeit der Marke schade:

"Die enorme Zahl der Postings in den Foren [...] bringt Reichweite, [...] raubt aber Glaubwürdigkeit in der Kernzielgruppe des Papierprodukts. Der Stil eines Großteils dieser Auseinandersetzungen ist einer Qualitätszeitung unwürdig."

Mit der enormen Quantität liegt Peter Plaikner richtig: In diesem Jahr werden es circa 9,5 Millionen Postings sein, die Sie, geschätzte Posterinnen und Poster, geschrieben haben. Die Frage nach der Qualität ist ungleich schwieriger zu beantworten – denn hier fehlt ein geeignetes Messinstrument, und auch Qualitätsstandards werden individuell unterschiedlich beurteilt.

In den ersten drei Community-Richtlinien des STANDARD gibt es Anhaltspunkte für Qualitätskriterien: Postings sollen sich auf das Thema des jeweiligen Artikels beziehen, respektvoll formuliert werden und auf sachliche Argumente zurückgreifen. Das ist nicht immer der Fall, aber im Community Management versuchen wir darauf hinzuwirken.

Meinungspluralität

Seit einigen Monaten heften Moderatorinnen und Moderatoren in den vielbesuchten Foren Postings oben an, die unserer Meinung nach diese Qualitätskriterien erfüllen. Dabei versuchen wir auch unterschiedliche Sichtweisen hervorzuheben – um der Breite der Diskussion gerecht zu werden. Für die Auswahl dieser Postings wird unter anderem das Tool "De-Escalation-Bot" verwendet, das gerade entwickelt wird und unter anderem künstliche Intelligenz für das Auffinden gut argumentierter Postings einsetzt.

Nicht jeden Standpunkt werden Leser und Leserinnen teilen. Doch genau diese Meinungspluralität soll ja der Anreiz dafür sein, die STANDARD-Foren zu besuchen. Es zeigt sich, dass die vorangestellten Postings tatsächlich zu intensiverem Lesen in den Foren führen.

Unzweifelhaft ist aber auch, dass es nicht nur Postings gibt, die argumentiert, respektvoll und passend zum Artikel sind. Lag früher das Hauptaugenmerk der Moderation darauf, solche Äußerungen zu löschen, hat sich dieser Fokus nun auf die Förderung konstruktiver Debatten verschoben. Trotzdem muss schweren Verstößen gegen die Community-Richtlinien mit Löschen der Postings oder bei Wiederholung mit Usersperren begegnet werden.

ForUs: Neu konzipierte Foren

Ein weiterer Ansatz, um die Debattenqualität zu heben, könnte ein komplettes Überdenken der Foren-Infrastruktur sein. Seit knapp 20 Jahren sind Foren auf Medienwebsites ähnlich konzipiert: Konversationen bleiben für immer nachlesbar, jeder kann sich an jeder Debatte beteiligen, Postings werden meist chronologisch angezeigt, und Userinnen und User haben – abgesehen vom Verfassen eigener Postings oder Bewerten anderer Postings – keine Möglichkeiten, mehr Verantwortung für die Debatte zu übernehmen.

Mit diesen Prinzipien wird die STANDARD-Community 2018 brechen: Im Projekt "ForUs" (gefördert vom Google-DNI-Fonds) werden Foren neu konzipiert und in ausgewählten Bereichen getestet. Es wird darum gehen, dass Sie selbst, geschätzte Posterinnen und Poster, Foren eröffnen und verantworten können: Sie werden beispielsweise darüber bestimmen können, mit wem Sie diskutieren und wie lange die Debatte abrufbar bleibt. DER STANDARD freut sich, mit Ihnen gemeinsam an einer neuen Foren-Infrastruktur zu arbeiten. Ziel dieser Experimente ist es herauszufinden, welche dieser Maßnahmen sich positiv auf die Debattenqualität auswirkt.

Wie empfinden Sie die Qualität in den STANDARD-Foren, welche Veränderungen haben Sie über die Zeit festgestellt? Was haben Sie schon versucht, um andere Poster und Posterinnen zu konstruktiven Äußerungen zu bewegen? Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf? (cmb, 27.12.2017)