Tief unter der Marsoberfläche könnten Mikroorganismen für Jahrmillionen überleben, wie jüngste Experimente zeigen.

Foto: NASA/JPL

Moskau – Im Durchschnitt herrscht auf dem Mars eine Temperatur von rund -60 Grad Celsius, in einigen Regionen können die Temperaturen jedoch auf bis zu beinahe -150 Grad Celsius fallen. Darüber hinaus ist der Rote Planet aufgrund seines fehlenden Magnetfeldes einer intensiven UV-Strahlung und einem hochenergetischen Teilchenbombardement ausgesetzt. In Kombination mit einem atmosphärischen Druck von 6,36 Hektopascal – das entspricht nur 0,63 Prozent des terrestrischen Luftdrucks – könnte man davon ausgehen, dass auf dem Mars für Leben praktisch unmögliche Bedingungen herrschen.

Überraschende Ergebnisse

Dem widersprechen nun jedoch Versuche russischer Wissenschafter. Die Forscher um Vladimir Cheptsov von der Lomonosov Moscow State University (LMSU) haben irdische Mikroorganismen genau diesen scheinbar lebensfeindlichen Umständen ausgesetzt und kamen dabei zu überraschenden Erkenntnissen: Einige extremophile Mikroben kommen mit frostigen Temperaturen, hohen Gammastrahlen-Dosen und praktisch kaum vorhandenem Luftdruck wesentlich besser zurecht als erwartet.

Die Experimente in einer Mars-Klimakammer, deren Ergebnisse kürzlich im Fachjournal "Extremophils" veröffentlicht wurden, zeigten, dass Einzeller von der Erde auf dem Mars möglicherweise für Jahrmillionen überleben könnten. "Bisher war nicht bekannt, in welchem Ausmaß Mikroorganismen derart extremen Umweltbedingungen widerstehen können", berichten die Wissenschafter. "In unseren Versuchen haben wir jedoch die Auswirkungen von gleich mehreren Faktoren auf Mikrobenstämme in rund zwei Millionen Jahre altem urzeitlichem arktischem Permafrost untersucht."

Nicht nur auf dem Mars

Insbesondere die Gammastrahlen-Exposition zeigte, dass einige Mikroben unerwartet widerstandsfähig sind. "Aktinobakterien wie Arthrobacter wurden durch die Bestrahlung in den Proben zu einer der vorherrschenden Bakterienarten", erklärt das Team um Cheptsov. Daraus schließen die Forscher, dass Bakterien auf dem Mars bedeutend lebensfähiger sind als bisher angenommen.

Die Untersuchungen legen zudem den Schluss nahe, dass im Marsuntergrund ein hypothetisches mikrobielles Ökosystem mehrere Millionen Jahre in einem anabiotischen Zustand existieren könnte, und zwar je tiefer umso länger. In fünf Metern Tiefe etwa könnten die Organismen über 20 Millionen Jahre überdauern. Die neuen Erkenntnisse können auch auf andere Himmelskörper im Sonnensystem angewendet werden. "Unsere Daten lassen vermuten, dass die Strahlungsresistenz natürlicher mikrobischer Gemeinschaften bislang weit unterschätzt wurde", schreiben die Wissenschafter. (tberg, 20.12.2017)