Manuela Mandl in Island.

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Die Josefstädterin an ihrem Arbeitsplatz.

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Der Wiener Lukas Pachner auf dem Sprung zu Olympia? Im Jänner werden die Tickets vom ÖSV vergeben.

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Sepp Resnik: "Die Vorarlberger würden schön schauen, wenn ein Wiener zu Olympia fährt und was reißt."

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Wien – Der Wiener Skiverband (WSV) hat 5.000 Mitglieder und zwei davon sind Manuela Mandl und Lukas Pachner. Manuela Mandl ist Österreichs Vertretung auf der Freeride World Tour (FWT) im Snowboard-Damen-Bewerb. Lukas Pachner ist im Boardercross-Weltcup unterwegs und will im Februar bei Olympia dabei sein. Die Saison startet für die 29-jährige Wienerin auf der FWT im Jänner in Hakuba (Japan), zweite Station ist im Februar Golden (Kanada), danach folgen im März die Bewerbe in Andorra und Fieberbrunn, bevor es im April zum großen Finale in Verbier (Schweiz) kommt.

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Den Cut für den Saisonhöhepunkt in Verbier zu schaffen, ist das große Saisonziel der dreifachen österreichischen Meisterin. Nach der vierten Etappe in Fieberbrunn steht das Teilnehmerfeld für den Bewerb in Verbier fest. Die besten vier der sechs Snowboarderinnen qualifizieren sich für das FWT-Finale und die World Tour 2019.

Wiener Einzelkämpferin

Letzte Saison hat es für Mandl um einen Platz nicht geklappt und es folgte eine mühsame Zeit auf der Qualifikations-Tour, die für die Wienerin "mental nicht einfach" war. Sechs Damen sind auf der Snowboarderinnen-Tour unterwegs – drei Europäerinnen, aus Frankreich, Schweiz und Österreich, sowie zwei Amerikanerinnen und eine Kanadierin. In Verbier werden die Weltmeister in vier Kategorien gekürt – Ski Damen/Herren, Snowboard Damen/Herren. Amtierende Weltmeisterin bei den Skifahrerinnen ist die Vorarlbergerin Lorraine Huber (37), die sich mit der zweifachen Weltmeisterin Eva Walkner (38) aus Salzburg auf der Tour misst.

Wiener Snowboarder in Pyeongchang?

Der Präsident des Wiener Skiverbandes, Hermann Gruber, berichtet, dass der Snowboard-Crosser Lukas Pachner (26) gute Chancen hat sich für die Olympischen Winterspiele im kommenden Februar zu qualifizieren. Er wäre der erste Wiener Ski- und Snowboard-Sportler bei Olympia seit Leopold Kohl 1964, der in der Nordischen Kombination und dem Langlauf an den Start ging.

Sein Entdecker und Snowboard-Trainer des WSV, Alexander Dienst, der bei Heimweltcuprennen von Pachner zur Unterstützung vor Ort ist, weiß, dass es "nach schwierigem Start im September in Argentinien mit einer Rückenverletzung" wieder vorangeht. Derzeit mache Pachner einen entspannten und fokussierten Eindruck mit Blickrichtung Olympia. Gegen 21. Jänner wird es dann spannend, wenn die Olympia-Tickets vom Verband vergeben werden. Pachner sei bei den besten dabei.

Freeriden und vieles mehr

Freerider lukrieren ihre Einnahmen über verschiedene Wege, der Ertrag ist bei Mandl "kostendeckend." Vom Snowboarden alleine kann man nicht leben, daher ist Mandl auch in anderen beruflichen Feldern unterwegs. Sie schreibt zum Beispiel gerne für Wintersportmagazine und produziert Filme – über die Organisation, Produktion und Planung wird alles selbst erledigt. Der neueste Film mit Manuela Mandl ist "The Volcanic Kingdom", der von einer Reise mit dem Snowboard durch Island erzählt.

Willkommen in unserer Welt

Das Gefühl der Freiheit am Berg und das Naherlebnis mit der Natur dem Publikum zu vermitteln, sei Anspruch der Filme aus der Freeride-Szene. Ein weiteres Filmprojekt aus der Szene trägt den Titel "Willkommen in unserer Welt" und er zeigt wie sich drei Freeriderinnen in Scharnitz (Tirol) um die Integration von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen bemühen. Die soziale Integration fand über das gemeinsame Erlernen des Skifahrens statt. EIne Schulklasse war mit von der Partie.

Manuela Mandl studiert auch an der Akademie der bildenden Künste und ist kurz vor der Fertigstellung ihrer Masterarbeit. Diese beschäftigt sich mit der Wahrnehmung der Alpen in der deutschsprachigen Literatur in den letzten 200 Jahren. Mandl schätzt die Abwechslung, die sie als Freeriderin erlebt, neben durchgeplanten Contests auch die Freiheit für andere Projekte zu haben.

Mitten in den Bergen

Unterwegs ist die Wienerin von Mitte Jänner bis Ende April. Seit heuer ist sie Wahl-Innsbruckerin, da die Berge so doch näher sind. Als Lieblingsplätze zum Boarden verrät sie Dachstein, Kitzsteinhorn und das Zillertal. Sie habe sich immer gern bewegt und war früher in den Semsterferien regelmäßig mit der Familie im Ennstal auf Skiurlaub und kam im Teenageralter mit dem Freeride-Sport in Kontakt. Von gröberen Verletzungen blieb die Athletin verschont, normale Nebenerscheinungen des Ausübens dieser Sportart seien Schmerzen in der Schulter, auf die man immer wieder fliegt und Problemchen mit Knie und Rücken. Von der Zusammenarbeit mit Fitness-Guru Sepp Resnik erwartet sich die Wienerin, die aus der Josefstadt kommt, neue Impulse im Trainingsalltag.

Hegen und Pflegen

Sepp Resnik unterstützte schon Dominic Thiem auf dem Weg zur Weltspitze und versucht nun den Snowboardern des Wiener Skiverbandes weiterzuhelfen. "Der Traum der Sportler nach den Sternen zu greifen, fasziniert mich", sagt er. Im Umgang mit den Athleten sei es entscheidend sich mit dem Mensch zu befassen. Man muss ihn "hegen und pflegen wie eine Pflanze." Zu Beginn einer Zusammenarbeit schaue er sich die Person und ihr soziales Umfeld zuerst eine Woche an, um dann die weitere Zusammenarbeit beurteilen zu können.

Realisieren von Träumen

Entscheidend ist für Resnik, dass die Sportler mit Leidenschaft ihre Ziele verfolgen. "Beim Unmöglichen setze ich an, die Sportler brauchen eine hunderprozentige Einstellung", wenn ein Sportler keine Chance sieht ein Ziel zu erreichen, dann wird es für Resnik interessant. "Als ich mit Dominic Thiem zu arbeiten begonnen habe, habe ich ihn gefragt, welchen Traum er hat. Seine Antwort war gegen die besten der Welt spielen zu wollen." Er sieht sich als Helfer bei der Realisierung von Träumen. Disziplin spielt bei ihm eine wichtige Rolle: "Wenn jemand eine Minute zu spät kommt, war es das."

"Talent ist Gift"

Sepp Resnik spricht von seiner Arbeit am Spezialgebiet Mensch und sieht Talent als Gift für den Athleten. 90 Prozent als Garant für den Erfolg seien harte Arbeit und nicht Talent. Ihn reizt das Streben nach internationalem Erfolg seiner Athleten, mit denen er am Abend arbeitet. Da der Körper dann ausgeruhter sei, als direkt nach dem Training in der jeweiligen Grundsportart, das er nicht beschneiden wolle. Zuerst stehe die Arbeit am Körper im Vordergrund und erst dann komme der mentale Bereich. Er wolle das Herz der Athleten öffnen. Zu seiner Arbeit mit Lukas Pachner meint Resnik: "Die Vorarlberger würden schön schauen, wenn ein Wiener zu Olympia fährt und was reißt."

Wintersport für Städter

Der Wiener Skiverband kämpft mit schwierigen Voraussetzungen in der Millionenstadt im östlichen Flachland. Der Ausfall der Hohe-Wand-Wiese schmerze sehr, der private Betreiber bräuchte Neuschnee, sonst ist das Projekt nicht finanzierbar. Sie wird nun in den wärmeren Monaten als Mountainbikestrecke und Sommerrodelbahn genutzt. "In Wien ist es schwierig Unterstützer für den Wintersport zu finden, man ist auf private Förderer angewiesen, mit öffentlichen Geldern schaut es mager aus", berichtet der Präsident. Es sei im Interesse des Wintersports, dass die Städter am Wintersport interessiert bleiben, da sie den Wintertourismus ausmachen. "Sie belegen die Betten, nicht die Kitzbüheler."

Weltkriterium der Städteskiläufer

Der Wiener Skiverband hat einige Projekte im Programm, die den Sport in der Hauptstadt attraktiver machen sollen. Beim Rückgang von Schulskikursen setzte man vergangenen Sommer an und gründete das neue Referat "Schul- und Vereinssport", das die Kooperation mit Wiener Schulen verstärken und Schulskikurse unterstützen soll. Der Kinderschneetag ist ein weiterer Ansatz. Auf dem Programm stehen u. a. auch Lawinenkunde, Langlauf und Biathlon, um den Kindern einen breiten Einblick in den Wintersport zu bieten.

Nach den Olympischen Spielen organisiert der Verband das Weltkriterium der Städteskiläufer in St. Anton am Arlberg (25.2.-2.3.2018). In St. Anton werden zwei Sprint-Abfahrten, ein Super-G, ein Riesentorlauf und ein Nachtslalom stattfinden. Die CIT-Rennserie ist von der FIS 1964 offiziell zertifiziert worden und findet neben dem Welt- und Europacup statt. Es werden bis zu 15 Rennen in Österreich organisiert, die v. a. für kleinere Nationen und Athleten aus dem städtischen Raum wichtige FIS-Punkte bringen. (Lukas Strecker, 21.12.2017)