Wien – Der Investor, der bei der Air-Berlin-Tochter Niki zum Zug kommen wird, stand am Donnerstag noch nicht fest. Um weitere Verhandlungen mit jenen Bietern zu führen, die das beste Angebot gelegt haben, werde man bis Ende nächster Woche benötigen, sagt ein Sprecher von Insolvenzverwalter Lucas Flöther dem STANDARD.
Bis dahin soll ein unterschriftsreicher Vertrag zustande kommen. Dass die für die Käufer wertvollen Start- und Landerechte (Slots) in dieser Zeit nicht verfallen werden, bestätigt die heimische Luftfahrtbehörde Austro Control. Am Freitag soll dem Gläubigerausschuss der insolventen Niki eine Empfehlung vorgelegt werden, mit wem verhandelt wird. Die Reihe der Interessenten hatte sich zuletzt wieder gelichtet. Ryanair ist wieder abgesprungen, ebenso das Konsortium um den Berliner Logistiker Zeitfracht.
Wer an Bord ist
An Bord sein sollen weiterhin Ferienflieger Thomas Cook mit Condor, die British-Airways-Mutter IAG und die Schweizer Privat Air. Die "Berliner Morgenpost" spekuliert, Niki Lauda und die Cook-Tochter Condor wollten Niki gemeinsam retten. Dabei sollten Briten bei dem Deal den Großteil der Finanzierung stemmen. "Niki Lauda ist bei dem Geschäft eher das Maskottchen", zitierte das Blatt einen Branchenkenner. Demnach erhofften sich Thomas Cook und Condor durch die Kooperation mit Lauda bessere Karten im Verkaufsprozess. Vor allem die österreichischen Genehmigungsbehörden sähen die Niki-Slots gerne in österreichischer Hand, berichte die "Berliner Morgenpost". Condor hingegen könnte für Niki auch der Türöffner für eine schnelle Rückkehr zum Flugbetrieb sein.
Dass dass Lauda tatsächlich ein Angebot legte, darf wohl als Indiz gewertet werden, dass die Frage nach der Verfügbarkeit von Flugzeugen nun geklärt ist. Lauda hatte heftig gewettert, Niki sei nichts mehr wert, weil die Lufthansa die Rückgabe zunächst übernommener Jets blockiere. Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte allerdings jüngst dem STANDARD erklärt, dass die EU-Kommission sich ausbedungen habe, dass die AUA-Mutter im Falle eines Niki-Verkaufs die Flieger wieder "zu marktüblichen" Konditionen abgibt. Fix ist nun, dass die Wettbewerbshüter die Übernahme der Air-Berlin-Tochter LG Walter durch die Lufthansa unter Auflagen erlauben.
Bester Preis
Dass der Insolvenzverwalter den besten Preis für Niki herausholen will, ist klar. Laut Nachrichtenagentur Reuters rechnet er mit einem Verkaufserlös – in welcher Höhe, ließ er offen. Offen ist auch, wie es mit den Tickets von Niki-Kunden weitergeht. "Das ist Sache des Investors", heißt es beim Insolvenzverwalter. Niki steckt in einem vorläufigen Insolvenzverfahren. Wer immer zum Zug kommt, kauft den Geschäftsbetrieb, Landerechte, vielleicht Mitarbeiter und Maschinen, nicht den Rucksack an Verpflichtungen (und Rechten.)
Eine Verpflichtung, dass der neue Investor Geld in die Hand nimmt und die Kunden zu ihren gebuchten Zielen bringt, gibt es nicht. Sollte er Slots und Maschinen erwerben, die er umlackiert und in seinen Flugbetrieb integriert, fällt das Kundenbindungsargument wohl weg. Möglich wäre auch, dass er jenen Kunden, die jetzt noch auf bereits gebuchten Tickets für den Sommerurlaub sitzen, dafür eine günstige Lösung anbietet.
Immerhin: Für jene, die nach der Air-Berlin-Pleite gebucht haben, gibt es Geld zurück. Die Kunden sind laut Ulrike Weiß von der Arbeiterkammer Oberösterreich "jedenfalls mit einem blauen Auge davongekommen". (rebu, 21.12.2017)