In der Antarktis wird ein Hightech-Gewächshaus für den Einsatz bei künftigen Weltraummissionen getestet.

Illustration: DLR

Wien/Bremen – Demnächst wird ein Container mit ungewöhnlichem Inhalt die deutsche Polarforschungsstation Neumayer III erreichen. Darin befindet sich ein Hightech-Gewächshaus, das mit Beteiligung der Wiener Weltraum-Architekturplattform Liquifer entstanden ist. Über ein Jahr hinweg soll ein Forscher darin Gemüse ziehen – als Testlauf für den Einsatz bei künftigen Weltraummissionen.

Vom Hamburger Hafen aus ging die Fracht per Containerschiff nach Kapstadt, von dort aus soll sie am 24. Dezember die Polarforschungsstation des deutschen Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis erreichen. Ende Jänner soll die Installation abgeschlossen sein, ab Anfang Februar soll der Forscher Paul Zabel vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit dem Garteln am Südkontinent beginnen.

Video zum Projekt Eden ISS.
LIQUIFER Systems Group Vienna

Anbau unter Extrembedingungen

Die unwirtliche Antarktis wurde als Standort ausgewählt, um möglichst extreme Bedingungen für den Pflanzenanbau zu simulieren. Das Gewächshaus selbst, dessen Innenbereich im Rahmen des EU-Projekts "Eden ISS" gestaltet wurde, wurde bereits seit längerem am DLR-Standort Bremen erfolgreich betrieben. Rund zehn Kilogramm Tomaten, Gurken, Radieschen, Paprika oder Kräuter pro Woche lieferte der Forschungsgarten dort.

Erntezeit am DLR-Standort Bremen.
Foto: DLR

Die Produktionsweise in dem rund zwölf Meter langen, 2,5 Meter breiten und knapp drei Meter hohen Container unterscheidet sich vom üblichen Anbau. Die Feldfrüchte werden nämlich unter ähnlichen Extrembedingungen, wie sie auf einer Weltraumstation herrschen könnten, angebaut: So werden ihre freiliegenden Wurzeln direkt mit Nährstoffen versorgt, das Licht kommt von LED-Lampen, Morgen- und Abenddämmerung werden simuliert. Ein Belüftungssystem reinigt die Luft von Pilzsporen, sterilisiert wird auch mittels UV-Strahlung.

Nächste Destination: ISS

Beim Testlauf in der Antarktis wird nur die Luft von außen in das Gewächshaus gepumpt, die Stromversorgung erfolgt über den Hauptgenerator der Polarforschungsstation. Eine Moduleinheit hat bereits jene Maße, wie sie für eine zukünftig geplante Integration auf der internationalen Raumstation ISS nötig sind.

Zabel betreut das Projekt in der Antarktis zwar alleine, steht während dabei aber in engem Kontakt mit einem weitläufigen Forschungsteam. Die von ihm erhobenen Daten werden an das Missionskontrollzentrum in Bremen übertragen und von dort aus an beteiligte Wissenschafter in Europa oder Nordamerika weitergegeben. Bei den Wiener Experten werden Daten zur Ernte eingehen, man sei auch an den Analysen dazu beteiligt, wie sich das Frischgemüse auf die Besatzung der Forschungsstation auswirkt, sagte Liquifer-Geschäftsführerin Barbara Imhof. (APA, 22.12.2017)