Das UPC-Logo wird wohl bald aus Österreich verschwinden.

Foto: DENIS BALIBOUSE / RETUERS

Die sprichwörtlichen Spatzen zwitscherten es schon länger von den Dächern, seit Freitagfrüh ist es nun fix: Der zweitgrößte österreichische Mobilfunker T-Mobile übernimmt den Kabelanbieter UPC. Der Handynetzbetreiber lässt sich die Übernahme 1,9 Milliarden Euro kosten. Dafür bekommt er rund 654.000 UPC-Kunden und eine der größten Internet-Infrastrukturen des Landes.

Beitrag aus der "ZiB" um 13 Uhr.
ORF

"Der Zusammenschluss von UPC Austria und T-Mobile ist einer der größten Deals der vergangenen zehn Jahre in Österreich", erklärte Eric Tveter, Europachef von Liberty Global, dem Eigentümer von UPC. Zusammen kommen T-Mobile Austria und UPC auf einen voraussichtlichen Jahresumsatz 2017 von rund 1,2 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr erlöste T-Mobile Austria 855 Millionen Euro und trug damit knapp sieben Prozent zum Europaumsatz bei.

Genehmigung erst 2018

Der Verkauf muss noch von den Behörden genehmigt werden – damit ist aber nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2018 zu rechnen. Der Ball liegt nun bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und den Wettbewerbshütern der EU. Da sich die Geschäftsfelder von UPC und T-Mobil bisher kaum überschnitten haben, rechnet T-Mobile nicht mit großen Problemen.

T-Mobile will künftig Mobilfunk, Breitbandinternet und Fernsehen aus einer Hand anbieten. Das Unternehmen sieht beim Breitbandinternet noch großen Aufholbedarf und somit Wachstumspotenzial in Österreich. Während hier laut einem OECD-Vergleich im Dezember 2016 auf 100 Personen rund 115 Breitbandanschlüsse kamen, waren es beim europäischen Spitzenreiter Finnland bereits 178 Anschlüsse pro 100 Personen.

Stellungnahme von T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth zur Übernahme.

"Breitband ist das unverzichtbare Fundament des digitalen Österreich. Unsere Ambition ist es, unseren Kunden – wo immer und wer immer sie sind – für jede Anwendung die bestmögliche Anbindung zur Verfügung zu stellen, gleich ob über LTE, Glasfaser oder digitales Kabel oder künftig 5G", formuliert es T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth.

Preise für Bestandskunden erhöhen reicht nicht aus

Mit der Übernahme reagiert T-Mobile auf den harten Wettbewerb auf dem heimischen Mobilfunkmarkt. Einmal jährlich die Preise für Bestandskunden zu erhöhen reicht nicht mehr aus, um den Eigentümer zufriedenzustellen. Auch bei den Kunden kommen die höheren Tarife nicht besonders gut an, sie sind in den letzten Jahren scharenweise zu Mobilfunkdiskontern abgewandert. Daher müssen neue Geschäftsfelder her. Mit der Übernahme von UPC wird das Unternehmen der zweitgrößte Telekomanbieter des Landes und kann aussichtsreiche neue Projekte wie etwa ein eigenes Video-Streamingangebot aufbauen.

Gute Nachrichten für Konsumenten?

Für Konsumenten kann sich die Übernahme rechnen, da sie den Wettbewerb weiter anheizen und zu niedrigeren Tarifen führen kann. In einer Stellungnahme betont T-Mobile auch, dass man dem "dominanten" Marktführer A1 nun stärker Konkurrenz machen will. Ob die vergleichsweise stolzen Preise für Breitbandinternet in Österreich sinken werden, wird sich wohl bald zeigen.

2017 wurden die Karten am heimischen Telekommarkt endgültig neu gemischt. Im Sommer übernahm "3", der drittgrößte Mobilfunker des Landes, den Internetprovider Tele 2. Erklärtes Ziel dieser Übernahme: Man will A1 Kunden abjagen. Die Übernahmen komme für den Marktführer ungelegen, da er mit internen Querelen zu kämpfen hat, die unter anderem zum Abgang der A1-Chefin Margarete Schramböck führten – der frischgebackenen Digitalministerin der türkis-blauen Regierung. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sie mit ihren ehemaligen Kontrahenten künftig zusammenarbeitet. Mit besonderen Streicheleinheiten rechnet man bei A1 nicht.

Die Übernahme wird nach Ansicht des Telekom-Regulators Johannes Gungl zwar die Stellung von T-Mobile im Wettbewerb mit A1 und "3" stärken, insgesamt steige aber auch die Marktkonzentration. "Diese muss man sehr genau beobachten. Gleichzeitig besteht aber die Chance auf einen verstärkten Breitbandausbau und die Steigerung der Glasfaserinvestitionen."

Rund 1.000 Mitarbeiter betroffen

Von der Übernahme sind rund 1.000 Mitarbeiter bei UPC Austria betroffen, die allesamt vom neuen Eigentümer übernommen werden sollen. Zuletzt hatte T-Mobile mitgeteilt, in den Niederlanden sein größtenteils auf Mobilfunk ausgerichtetes Geschäft ebenfalls mit einem Festnetzanbieter ausbauen zu wollen.

Deal mit Vodafone

Für den UPC-Eigentümer Liberty Global könnte der Verkauf auch strategische Gründe haben: Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte die Transaktion die Türen öffnen, um wieder mit dem britischen Telekomriesen Vodafone ins Gespräch zu kommen. Mehrfach waren Verhandlungen mit den Briten über einen Zusammenschluss großer Konzernteile gescheitert. Das Österreich-Geschäft hat für den US-Kabelkonzern keine große Bedeutung. 2016 steuerte es nicht einmal zwei Prozent zum Konzernumsatz von rund 19 Milliarden Dollar (16 Milliarden Euro) bei.

Analysten und Börsianer begrüßten den Österreich-Kauf. Die zweite Übernahme innerhalb einer Woche zeige, dass sich die Telekom wieder auf Europa konzentriere, meinten Börsianer. Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe erklärte, dass es durch die Übernahme künftig einfacher werde, mit dem Marktführer Telekom Austria zu konkurrieren. Zudem werde die Markteinführung der nächsten Mobilfunkgeneration 5G leichter. Erst vor wenigen Tagen hatte die Deutsche Telekom die niederländischen Geschäfte des schwedischen Anbieters Tele 2 übernommen. (Markus Sulzbacher, APA, 22.12.2017)