Tokio – Mit zehntausenden Gratulanten hat der japanische Kaiser Akihito seinen 84. Geburtstag gefeiert. Eine Rekordzahl von fast 46.000 Menschen versammelte sich am Samstag vor dem Kaiserpalast in Tokio, um der traditionellen Geburtstagsansprache des Kaisers zu folgen, wie der kaiserliche Palast mitteilte. Es war die größte Gratulantenschar seit Akihitos Thronbesteigung im Jahr 1989.
Einer der Gründe für den Besucheransturm dürfte Akihitos bevorstehende Abdankung im April 2019 gewesen sein. "Ich wollte noch einmal sein Gesicht sehen, bevor er abdankt", sagte die Gratulantin Rie Aisaka. Die Menge auf dem Palastgelände schwenkte japanische Flaggen und wünschte dem Tenno in Sprechchören ein langes Leben.
Der Kaiser wandte sich von einem verglasten Balkon aus an die Anwesenden. An Akihitos Seite standen Kaiserin Michiko und weitere Mitglieder der Kaiserfamilie.
Erster Auftritt seit Ankündigung der Abdankung
Es war der erste öffentliche Auftritt des betagten Monarchen seit einem Treffen mit Ministerpräsident Shinzo Abe Anfang Dezember, nach dem die Regierung das Datum für die Abdankung bekannt gegeben hatte. Es ist das erste Mal seit mehr als 200 Jahren, dass ein japanischer Kaiser abdankt. Den Thron soll dann Akihitos ältester Sohn, Kronprinz Naruhito, übernehmen.
Akihito hatte sein Land im vergangenen Jahr mit dem Wunsch in Aufruhr versetzt, die Krone an den 57-jährigen Naruhito weiterzureichen. Als Gründe für seinen Entschluss nannte er sein Alter und gesundheitliche Probleme. Er wurde zuletzt wegen Prostatakrebs behandelt und musste sich einer Herzoperation unterziehen.
Eine Abdankung des Kaisers ist in Japans Nachkriegsverfassung nicht vorgesehen. Für Akihitos Fall wurde im Juni ein spezielles Gesetz vom Parlament verabschiedet, das aber nur für ihn gilt. Einige Experten argumentieren, eine generelle Möglichkeit zum Abdanken könnte künftige Monarchen der Gefahr politischer Manipulationen aussetzen.
Debatte über Nachfolgeregelung
Akihitos bevorstehende Abdankung hatte auch eine Debatte über die Nachfolgeregelung im japanischen Kaiserhaus ausgelöst: Zwar gab es in der japanischen Geschichte auch Kaiserinnen, nach den heutigen Gesetzen dürfen jedoch nur Männer den Thron besteigen. Nach Naruhitos jüngerem Bruder Akishino und dessen zehnjährigem Sohn Hisahito gibt es derzeit aber keinen weiteren männlichen Thronfolger.
Darüber hinaus verlieren weibliche Mitglieder der Kaiserfamilie ihren Status als Mitglieder des Hofs, wenn sie einen Bürgerlichen heiraten. Im Mai heizte die Nachricht von der bevorstehenden Verlobung von Akihitos Enkelin Prinzessin Mako mit ihrer College-Liebe Kei Komuro die Debatte um die Thronfolge deshalb weiter an.
Das Parlament fordert inzwischen eine stärkere Rolle der weiblichen Mitglieder der Kaiserfamilie, und auch in der Bevölkerung ist die Idee populär. Traditionalisten, allen voran Ministerpräsident Abe und seine konservativen Anhänger, lehnen eine weibliche Erbfolge aber vehement ab. (APA, AFP, 23.12.2017)