Ehrenplatz 11: Riesige Tunnel in Südamerika stammen von sehr großen Lebewesen

Das ist nicht Godzillas Gehörgang – imposante Vertreter der Tierwelt dürften aber trotzdem mit ihren Klauen darin herumgestochert haben. Ende März ließ ein brasilianischer Forscher mit den Ergebnissen aufhorchen, die seine Erkundung eines Höhlensystems gebracht hatten. Er stellte nämlich die Vermutung auf, dass die Gänge von ausgestorbenen Tieren – Riesenfaultieren oder Riesengürteltieren – angelegt wurden. Mit diesem Aufmacher wurde die betreffende Wochenschau zur meistgelesenen des Jahres (gefolgt übrigens von einer, die ebenfalls mit Tieren titelte: "Rätselhafter Vorfall: Dutzende Kraken verlassen das Meer"). Zehn Artikel haben sich allerdings noch vor den Wochenschauen eingereiht, hier der Countdown:

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foto: amilcar adamy/cprm

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Platz 10: "Wunderheiler" Ryke Geerd Hamer ist tot

Im Juli verloren die Anhänger der aberwitzigen, antisemitischen und vor allem lebensgefährlichen "Neuen Germanischen Medizin" ihren Helden: Der ehemalige deutsche Arzt Ryke Geerd Hamer, dem bereits 1986 die Approbation entzogen worden war, starb im Alter von 82 Jahren. Seine pseudowissenschaftliche und von Verschwörungstheorien durchzogene Lehre lehnt Behandlungsmethoden wie Chemotherapie oder chirurgische Eingriffe ab, weil sie die körpereigene "Konfliktlösung" stören würden. Die Folgen: dutzende Todesfälle im Zusammenhang mit der "Neuen Germanischen Medizin", Verurteilungen und Haftstrafen für Hamer sowie seine Flucht nach Norwegen. Seiner Bekanntheit tat all dies keinen Abbruch, im Gegenteil. So schaffte es auch sein Nachruf auf Platz 10 unserer meistgelesenen Geschichten des Jahres.

Im Bild: Archivbild von Hamer (rechts) mit seinem Anwalt bei einer Gerichtsverhandlung in Köln 1997.

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Foto: Reuters

Platz 9: Wichtigstes Informatikproblem soll gelöst worden sein

Höhere Mathematik mag für manche Laien als reiner Selbstzweck erscheinen. In Wahrheit aber hätte die Lösung vieler offener mathematischer Probleme eine ganze Menge praktischer Folgen. Das sogenannte P-vs-NP-Problem ist ein solches – und Mitte August sah es ganz danach aus, als hätte der Bonner Mathematiker Norbert Blum tatsächlich eine Lösung dafür gefunden, was – wie an unseren Zugriffen rasch klar wurde – nicht nur Mathematik-Profis und Informatiker interessiert. Leider zog Blum seinen Beweis drei Wochen später wieder zurück und erklärt ihn für falsch. Damit ist das ausgeschriebene Preisgeld von 1.000.000 US-Dollar für die Lösung dieses Problems (und sechs anderer) weiter zu haben.

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Foto: Wüstenhagen

Platz 8: Was zum jüngsten Mega-Tsunami an Grönlands Küste führte

Im Juni dieses Jahres donnerte von der Welt praktisch unbemerkt eine beinahe hundert Meter hohe Welle gegen einen Abschnitt der Westküste Grünlands. Vier Menschen starben bei dem Unglück, sieben weitere wurden verletzt. Zunächst war man davon überzeugt, dass ein Erdbeben für den Tsunami verantwortlich war, doch damit befand man sich im Irrtum: Die tatsächliche Ursache könnte den präsentierten Analysen zufolge aufgrund des Klimawandels künftig sogar häufiger zu derartigen Naturkatastrophen führen als bisher gedacht.

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Foto: hermann fritz

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Platz 7: US-Amerikaner wollte in Eigenbau-Rakete Scheibenform der Erde beweisen

Es gab einmal eine Zeit, da blieb der Schwachsinn, den sich manche Leute im stillen Kämmerchen auszudenken pflegten, zumeist auf einen kleinen Kreis beschränkt, wo er nur wenig Schaden anrichten konnte. Dann kam das Internet – und plötzlich scharen sogar jene Verschwörungstheoretiker massenhaft Anhänger um sich, die entdeckt haben wollen, was unsere Altvorderen ohnehin schon geahnt haben: Die Welt ist eine Scheibe. Einer dieser Flacherde-Anhänger verbreitet seine obskure Kunde nicht nur, er will seinen Standpunkt auch mit einem Experiment untermauern. "Mad" Mike Hughes baute eigenhändig eine dampfbetriebene Rakete, mit der er die Scheibenform unseres Planeten ein für allemal beweisen will. Der Flug war ursprünglich für Ende November geplant, doch die US-Behörden haben es bisher geschafft, das Experiment zu verhindern...

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Foto: AP/Waldo Stakes

Platz 6: Deutsches U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg samt Besatzung entdeckt

Ein aufsehenerregender Fund vor der belgischen Küste bei Ostende sorgte auch bei STANDARD-Lesern für großes Interesse: Forscher gaben im September den Fund des Wracks eines fast hundert Jahre alten deutschen U-Boots aus dem Ersten Weltkrieg bekannt. Das U-Boot ist nicht nur weitgehend intakt geblieben, auch die 23-köpfige Besatzung dürfte sich noch an Bord befinden.

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Platz 5: Studie über Erdferkel wird zum ungeahnten Drama

Ganz heimlich, still und leise hat sich ein kurioses Tier in die Herzen der Leser geschlichen – oder besser gesagt gegraben. Das afrikanische Erdferkel ist so einzigartig, dass man es allein in eine eigene Säugetierordnung gestellt hat. Und weil man so selten etwas von dieser Spezies hört, war das Interesse groß, als Wissenschafter Erdferkel mit Sensoren-Chips versahen und so mitverfolgen konnten bzw. mussten, wie sich ein Drama entfaltete.

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Foto: AP Photo/WCS, Julie Larsen Maher

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Platz 4: Neue Erklärung für unsere (vermutlich) rückläufige Intelligenz

Ein Phänomen hat für Schlagzeilen gesorgt: Nach einem kontinuierlichen Anstieg seit Beginn der Messungen scheint die menschliche Durchschnittsintelligenz in einigen Ländern der westlichen Welt ihren Zenit bereits überschritten zu haben. Woher der mutmaßliche IQ-Verfall kommt, ist allerdings umstritten. Die Antwort könnte dieser Studie zufolge jedoch simpler sein, als man vermuten würde.

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Foto: AP/red

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Platz 3: FPÖ-Wähler stehen ökonomisch weiter links als die Partei

Die Top 3 der meistgelesenen Wissenschaftsgeschichten werden von einem aktuellen Bericht über eine Studie der Universität Wien eingeläutet: Mitte-rechts-Parteien haben die österreichischen Parlamentswahlen 2017 für sich entschieden, aber steht deshalb auch die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler Mitte-rechts? Wie Forscher in einer repräsentativen Umfrage erhoben, verortet sich die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher zwar gesellschaftspolitisch rechts oder konservativ, in wirtschaftspolitischen Fragen aber eher links. Heftige Diskussionen waren vorprogrammiert – die wohl auch die neue Regierung noch beschäftigen werden.

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Foto: AP/Giovanni Auletta

Platz 2: Gigantischer Eisberg steht unmittelbar vor dem Abbrechen

Auf einen solchen Suspense-Faktor wäre Alfred Hitchcock stolz gewesen: Das Abbrechen eines gigantischen Eisbergs am antarktischen Larsen-C-Schelfeis hat sich zum laaaaangsamsten Krimi des Jahres entwickelt. Erstmals tauchte das Thema im Jänner 2017 in der Berichterstattung auf. Danach gab es immer wieder Meldungen über den länger werdenden Riss im Eis, bis die Spannung im Juni mit diesem Artikel ihren Höhepunkt erreichte – tatsächlich brach der später A-68 benannte Eisberg schließlich im Juli ab. Zählt man alle Vor- und Nachberichte zusammen, war dies das meistgelesene Wissenschaftsthema des Jahres.

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Foto: APA/AFP/BRITISH ANTARCTIC SURVEY

Platz 1: Welche Folgen es hätte, wenn wir alle Veganer wären

Da ist also ein Rieseneisberg abgebrochen, ein Asteroid aus einem anderen Sternsystem an uns vorbeigezogen und neue Gravitationswellen haben von kosmischen Kollisionen gekündet. Waren das nun die Themen, die das meiste Interesse geweckt haben? Selbstverständlich nicht. Fragen des Lebensstils gehen immer noch über alles, wie unsere Nummer eins beweist. Und wir sind von ihrer überlegenen Führung (fast doppelt so viele Leser wie Platz zwei!) nicht überrascht.

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(jdo, tberg, dare, 29. 12. 2017)

Foto: APA/AFP/JOHN MACDOUGALL