Seit den 1990er-Jahren sind 80 Prozent der Koalas in Australien verschwunden.

Foto: APA/AFP/AUSTRALIA ZOO

Wien – 2017 war ein schlechtes Jahr für Zentralafrikanische Waldelefanten, Koalas und besonders für Seepferdchen, Insekten und Schuppentiere. Zu den Gewinnern zählen Meeresschildkröten, der Persische Leopard, die Irawadi-Delfine im Mekong und heimische Seeadler. Das geht aus einer vom WWF Österreich am Mittwoch veröffentlichten Bilanz in Sachen Artenschutz hervor.

Insgesamt verbucht die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN mittlerweile rund 25.800 Tier- und Pflanzenarten als bedroht. Das sei ein neuer Negativrekord und betreffe fast 30 Prozent aller untersuchten Arten, betonte der WWF (World Wide Fund for Nature). "Wilderei, Lebensraumverlust, Klimawandel und die dauerhafte Übernutzung natürlicher Ressourcen vernichten biologische Vielfalt", erklärte Artenschutzexperte Georg Scattolin in einer Aussendung des WWF und sprach vom "größten Artensterben seit Ende der Dinosaurier".

Schlechte Lage für Waldelefanten

Dramatisch ist demnach die Situation der zentralafrikanischen Waldelefanten. Laut einer Zählung des WWF in Kamerun, der Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und Gabun sank die Zahl der Waldelefanten zwischen 2008 und 2016 um 66 Prozent auf weniger als 10.000 Tiere. Hauptgrund sei der illegale Elfenbeinhandel und die damit einhergehende Wilderei. Afrikaweit ist die Zahl der Elefanten in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 100.000 Tiere geschrumpft.

Die Bestände der Seepferdchenarten Europas sind den Angaben zufolge in den vergangenen zehn Jahren im Mittelmeer um bis zu 30 Prozent gesunken. Handel und gezielter Fang der beiden Arten im Mittelmeer sind verboten. Seepferdchen landen allerdings als Beifang in den Fischernetzen. Außerdem werde ihr Lebensraum durch Überdüngung, Klimawandel und Grundschleppnetze zerstört.

Auch Koalas gefährdet

Einer WWF-Analyse zufolge sind in einigen Regionen Australiens seit den 1990er-Jahren 80 Prozent der Koalas verschwunden. Als Ursachen nannte die Organisation Straßen- und Siedlungsbau, Waldrodung und Klimawandel. Mit der Vernichtung ganzer Eukalyptuswälder treibe man die Baumbewohner in die Flucht – und oft in den Tod. Aktuell führt die Internationale Rote Liste die Koalas daher in der Rubrik "gefährdet".

Schuppentiere, auch Pangoline genannt, sind laut WWF die meistgeschmuggelten Säugetiere der Welt. Zwar ist der internationale Handel seit Jahresbeginn verboten. In Afrika und Asien würden aber weiterhin tonnenweise Schuppen und hunderte Pangoline beschlagnahmt. In den vergangenen 16 Jahren wurden weltweit mehr als 1,1 Millionen Tiere illegal gehandelt. Der WWF Österreich kündigte an, sich im kommenden Jahr verstärkt um den Schutz des Pangolins zu bemühen.

Dramatischer Insektenschwund

Die Gesamtmasse der Insekten hat in Mitteleuropa in den vergangenen drei Jahrzehnten dramatisch abgenommen. Das berichtete die Tierschutzorganisation unter Berufung auf Wissenschafter, die Daten aus 63 deutschen Naturschutzgebieten auswerteten und einen Rückgang von mehr als 75 Prozent feststellten.

Die Organisation sieht darin eine Folge intensiver Landwirtschaft. Der WWF fordert in diesem Zusammenhang von der neuen Bundesregierung einen Masterplan gegen das Insektensterben und spricht sich für eine umfassende Reform der EU-Agrarförderung aus. Herbizide und Neonikotinoide sollten deutlich eingeschränkt werden.

Seeadler kehrt zurück

Der Seeadler hat sein Comeback fortgesetzt. Nach seiner Ausrottung aufgrund von Bejagung und Pestizideinsatz war er jahrzehntelang aus unseren Breiten verschwunden. Der mit 230 Zentimetern Flügelspannweite der größte Adler Europas – Österreichs Wappenvogel – ist in vier Bundesländern mit mittlerweile 30 Paaren vertreten.

Weitere Lichtblicke aus Sicht des WWF: In vielen Gebieten steigt die Zahl der Meeresschildkröten. In Kambodscha wurden gleich neun Kälber des vom Aussterben bedrohten Irawadi-Delfins beobachtet. Scattolin wies außerdem auf Erfolge beim Schutz des Persischen Leoparden im Kaukasus hin: In den WWF-Projektregionen beobachte man nach einem jahrelangen Kampf gegen Wilderei und für eine bessere Vernetzung der Lebensräume wieder Jungtiere. (APA, 27.12.2017)