Bild nicht mehr verfügbar.

Kardinal Gerhard Müller will kein "Höfling" sein.

Foto: AP/Medichini

Vatikanstadt – Der ehemalige Chef der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, fühlt sich von der Kritik des Papstes an der römischen Kurie nicht angesprochen. "Ich habe mich weder zum Märtyrer erklärt, noch wurde ich 'sanft' aus – welchem oder wessen? – 'System' entfernt", sagte der deutsche Kardinal, dessen Vertrag Franziskus im Juli überraschend nicht verlängert hatte, der Wochenzeitung "Die Zeit".

Franziskus hatte bei seiner Weihnachtsansprache ehemaligen Mitarbeitern der Kurie vorgeworfen, sich als "Märtyrer des Systems" zu stilisieren, statt ihre eigene Schuld einzuräumen. Er sei kein konservativer Gegenspieler des Papstes, sagte Müller. "Auf keinen Fall möchte ich in der deutschen Presse zu einem Kontrahenten des Papstes stilisiert werden."

"Basta!"

Er habe nach seinem Amtsende den Papst nicht um seiner selbst willen kritisiert, sagte der ehemalige Regensburger Bischof, sondern habe sich "schützend vor drei der besten Mitarbeiter meiner Kongregation gestellt", die ohne Angabe von Gründen entlassen worden seien. "Wenn das als ungehörig oder unklug interpretiert wird, sei's drum. Ich bin Priester und kein Höfling. Basta!"

Auf die Frage, ob es leichter unter Papst Benedikt XVI. oder Franziskus gewesen sei, sagte er: "Der eine hat mich in dieses Amt berufen und der andere meine Amtszeit beendet." Papstkritik sei Katholiken nicht untersagt. "Es wird von keinem Katholiken verlangt, dass er alle Äußerungen seiner kirchlichen Vorgesetzten vorbehaltlos für gut befindet."

Umgekehrt gelte für die Kritiker der Kritiker: "Wer einen hohen Kirchenvertreter wie einen Popstar verehrt, hat von der wahren Natur kirchlicher Autorität nichts verstanden. Jede Art von Personenkult wäre nur eine Karikatur der selbstverständlichen Sympathie, die jeder Katholik für den Papst haben soll." (APA, 27.12.2017)