Das selbst verordnete "Rebranding" Saudi-Arabiens vom islamisch-fundamentalistischen zum modernen weltoffenen Staat ist ein schwieriges Unterfangen. Das jüngste Beispiel sind die derzeit in Riad stattfindenden Weltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach. Da wurde der große Reformator Kronprinz Mohammed bin Salman gleich zweimal von der Realität eingeholt.

Erstens musste er lernen, dass es manchen nicht genügt, dass sich die teilnehmenden Frauen am Veranstaltungsort nicht von oben bis unten in schwarzen Stoff einwickeln müssen: Die ukrainische Weltmeisterin Anna Musytschuk blieb den Spielen fern, um ein feministisches Statement zu setzen. Und zweitens kommt es nicht gut, wenn man international ganz dazugehören will und gleichzeitig den Israelis Visa verweigert. Abgesehen vom Bruhaha darüber, dass da die Nummer 134 der Weltrangliste die Nummer elf aussperrt.

Zugegeben, die jüngste Volte des US-Präsidenten, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, hat die Sache für die saudischen Hüter der heiligen islamischen Stätten nicht einfacher gemacht: Donald Trump hat mit einem Knall das einzige Thema auf die Tagesordnung gesetzt, das den israelisch-palästinensischen Konflikt heute noch zu einem israelisch-arabischen macht. Aber Saudi-Arabien hat die Spiele nun einmal für die nächsten drei Jahre eingekauft – buchstäblich – und muss sich entscheiden. Nächstes Jahr könnte sich der Boykott noch ausweiten. (Gudrun Harrer, 27.12.2017)