Flüssiges Gestein gab vor über drei Milliarden Jahren schneller gase ab, als sie in den Weltraum entweichen konnten. Dadurch behielt der Mond für mehrere Millionen Jahre eine ziemlich dichte Atmosphäre.

Illustr.: NASA MSFC

Huntsville – Lange Zeit haben Astronomen und Geologen angenommen, dass der Mond seit seiner Entstehung bei einer Kollision der jungen Erde mit einem marsgroßen Planeten vor 4,5 Milliarden Jahren eine trockene, luftleere Kugel ist. In den letzten Jahren haben zahlreiche Beobachtungen das Bild von der grauen staubigen Einöde jedoch gewandelt. So ist mittlerweile klar, dass der Erdtrabant eine ganze Menge mehr Wasser besitzt als ursprünglich vermutet.

Eine zuletzt von Nasa-Forschern veröffentlichte Studie rückt nun auch die Annahme des immer schon atmosphärenlosen Himmelskörpers zurecht: Ein Team um Debra Needham vom Marshall Space Flight Center der US-Raumfahrtbehörde in Huntsville (Alabama) geht aufgrund ihrer Untersuchungen davon aus, dass der Mond in den ersten Jahrmillionen seiner Existenz von einer dichten Gashülle umgeben war.

Vulkanische Ära unseres Trabanten

Vor drei bis vier Milliarden Jahren beherrschte intensive vulkanische Aktivität die Oberfläche unseres Begleiters im All. Unter anderem durch Asteroideneinschläge entstanden dabei ausgedehnte "Ozeane" flüssigen Magmas, die heute noch als dunkle Flächen in Form der sogenannten Mare zu erkennen sind. Diesen brodelnden Magmabecken entströmten auch große Mengen an Gas. Die mutmaßliche Mengen dieser Ausgasungen haben die Forscher um Needham nun genauer berechnet.

Das im im Fachjournal "Earth and Planetary Science Letters" präsentierte Ergebnis unterstützt die Annahme, dass während der aktivsten vulkanischen Phase vor 3,5 Milliarden Jahren die Atmosphäre des Mondes am dichtesten war und schneller Gase dem flüssigen Gestein entströmten als ins All abgegeben werden konnte. Die Wissenschafter vermuten, dass sich dadurch auf dem Mond rund 70 Millionen Jahre lang eine Gashülle halten konnte.

Ein Teil des in den Gasen vorhandenen Wasserdampfes setzte sich sogar an den Mondpolen in Form von Eis ab. "Unsere Resultate korrigieren den Eindruck vom Mond als luftlosen Brocken hin zu einem Himmelskörper, der einst von einer Atmosphäre umgeben war, die dichter war als die des heutigen Mars", meint David A. Kring, Koautor der Studie. (tberg, 2.1.2018)