Auch in der Neuinszenierung der "Elektra" im Wiener Schauspielhaus wird wohl gemordet. Der Trailer zum Stück verheißt schon Gutes.

Foto: Schauspielhaus Wien

Wien – Silvesterpremieren sind de facto immer Komödien. Das Schauspielhaus Wien lässt sich von dieser gewohnten Praxis aber nicht beeindrucken. Mit der elektrischen Kammeroper Elektra – Was ist das für 1 Morgen? begeben sich Musiker und Regisseur Jacob Suske und Autorin Ann Cotten tief hinein in die blutigen Umstürze des antiken Mythos. Cotten hat die Rachegeschichte am mykenischen Königshof ins Heute übertragen. Orest ist ein neoliberaler Unternehmer, Elektra die den Mord an ihrem Vater rächen wollende Feindin des nunmehr regierenden modernen Herrscherpaars. Zu lachen gibt es wenig, "wo die Sprache endet, wird gemordet", heißt es. Jacob Suske, der als Dramaturg und Musiker am Schauspielhaus tätig ist – er ist u. a. bei Imperium als Livemusiker auf der Bühne gesessen -, hat komponiert und führt Regie. Die Silvesterpremiere (19 Uhr) ist zwar bereits ausverkauft, doch weitere Gelegenheiten bieten sich bereits am 2. und 3. 1. (und noch bis 17. 2.)

Gleich drei Anläufe für einen Silvesterabend mit Bühnenkunst offeriert das Rabenhof Theater. Die Staatskünstler beginnen ihr Special zum Jahreswechsel um 15, 18 und 21 Uhr. Sehr fleißig! Darin blicken Florian Scheuba, Thomas Maurer und Robert Palfrader auf ein Jahr zurück, in dem wir "die Wahl hatten". Oje, es wird noch viel darüber nachgedacht werden.

Für immer jung

Sechsfach lotst das Landestheater Oberösterreich sein Publikum ins Haus bzw. in die Häuser. Es beginnt um 15 Uhr mit Wunderland (ab sechs Jahren) nach Lewis Carroll, setzt mit einem Silvesterkonzert fort (welches zu später Stunde wiederholt wird) sowie ab 19 Uhr mit der Operette Eine Nacht in Venedig. Im Schauspielhaus wird fast zur gleichen Zeit Eugene Labiches Sparschwein geschlachtet, und andernorts intoniert das Musicalensemble in der Blackbox unter dem Titel Forever Young seine Lieblingslieder.

Silvester im Gasthaus ist ohnehin schon eine probate Option und tausendfach mehr, wenn es das Gasthaus Lechner in Wien 9 ist, das zur Spielstätte der Veteranen der Gruppe 80 wurde. Dort wird man am 31. vernehmen: "heut in kunst viel nicht gut sein", "viel viel kunst-schmutzen" – Sätze aus Ernst Jandls Einakter die humanisten, vorgetragen von Helga Illich, Gabriela Hütter, Alfred Schedl und Helmut Wiesner.

Und wer es am Silvestertag nicht geschafft haben wird, bekommt vom Kabinetttheater eine Neujahrstagoption geboten. Am 1. 1. wird im Figurentheater zur Versammlung unter Engeln gerufen, Wienerlied und Dramatik à la Minute. (Margarete Affenzeller, 29.12.2017)