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Rauchfangkehrer bringen Freude – aber aussuchen darf man sie sich selten.

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Wer für Rituale des Aberglaubens anfällig ist, fährt vielleicht wie von selbst suchend über das eigene Gewand, um einen Knopf zu ergreifen, wenn ein Vertreter dieser Berufsgruppe des Weges kommt. Dann soll der Rauchfangkehrer nämlich Glück bringen.

Die oft mit enttäuschend wenig Ruß im Gesicht von Tür zu Tür gehenden Handwerker sind es wohl gewohnt, dass viele bei einer Begegnung mit ihnen verhaltensauffällig werden: Manche halten den besagten Knopf (Reißverschlüsse gilt es bei der Oberbekleidung zu vermeiden) verkrampft fest, bis sie einen Pudel (das kann dauern) oder einen Postkasten sehen. Andere spucken dreimal auf den Boden.

Unglück abwenden

Grundsätzlich können sich Rauchfangkehrer aber freuen, dass ihr Anblick die meisten Leute erfreut. Warum das so ist, kann historisch erklärt werden: Wo der Rauchfangkehrer ausblieb, blieb der Ofen kalt, drohte eine Rauchgasvergiftung oder gar das Abrennen des ganzen Hauses. Zumindest diese Arten des Unglücks konnte ein Schornsteinfeger abwenden. Da man in früheren Zeiten die Rauchfangkehrerrechnung immer zu Jahresbeginn begleichen musste, lag die Verknüpfung von Rauchfangkehrer, Glück und Neujahr auf der Hand.

Abgesehen von erfreuten Kunden haben die Kaminfeger aber auch noch andere Vorzüge: Den Gebietsschutz, den sie ähnlich wie Apotheker und Notare lange Zeit genießen durften. Das bedeutet, dass ihre sogenannten Kehrgebiete in Österreich immer streng aufgeteilt blieben. Man konnte sich also nicht einfach aussuchen, wer einem den Kamin putzt.

Eine teilweise Liberalisierung dieser Gebietsbeschränkungen wurde in Österreich 2015 beschlossen, bei sicherheitsrelevanten Leistungen wie feuerpolizeilichen Überprüfungen kann man den Rauchfangkehrer aber weiterhin nicht frei wählen. Auch der Europäische Gerichtshof entschied, dass diese Sonderregelung überprüft werden müsse.

Mobile Traditionen

Bleibt abzuwarten, ob sich die einst schwarzen, nun türkisen Kräfte in der neuen Regierung hinter die schwarz gewandeten Handwerker und die veralteten Regeln stellen werden. Immerhin gab es auch mobile Traditionen innerhalb der Zunft, etwa Wander-Rauchfangkehrer.

Wer tiefer in die Geschichte der Glücksbringer eintauchen will, kann am Silvesternachmittag das Wiener Rauchfangkehrer-Museum im vierten Bezirk besuchen. Das bringt sicher Glück für 2018. (Colette M. Schmidt, 30.12.2017)