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Die Software von Alphonso ist sowohl für iOS als auch Android erhältlich.

Foto: DAMIR SAGOLJ / REUTERS

Es klingt wie ein von Überwachungsgegnern ersonnenes Szenario, um vor mit aktuellen Smartphones einhergehenden Gefahren zu warnen. Doch dem ist leider nicht so: Immer mehr Apps spionieren die Aktivitäten ihrer User mittels Mikrofon aus – und zwar jenseits des eigentlichen Geräts.

Lauschen

Alleine in Googles Play Store befinden sich mittlerweile mehr als 250 Spiele, die eine Software des Startups Alphonso integriert haben, berichtet die New York Times. Deren Aufgabe: Mithilfe des Mikrofons mitzulauschen, welche Sendungen die User am TV sehen, und auch welche Werbespots dabei zu hören sind. Diese Daten nutzt das Unternehmen wiederum, um seinen Geschäftskunden zielgerichtete Werbung anbieten zu können. Hierzu greift man laut dem Bericht auch auf den Standort der User zu. Mittlerweile soll die Tonspionage zudem auch dann funktionieren, wenn die betreffende App nur im Hintergrund läuft, das Smartphones also beispielsweise in der Hosentasche steckt.

Zustimmung?

Der CEO von Alphonso, Ashish Chordia, leugnet diese Aktivitäten auch gar nicht, besteht aber darauf, dass die Datensammlung vollständig legal seien. Immerhin wären sie in den eigenen Datenschutzrichtlinien klar offengelegt, denen die User explizit zustimmen müssten. Auf der eigenen Webseite gäbe es zudem eine Opt-Out-Funktion, mit der User diese Sammlung für ihre Android- oder iOS-Geräte abdrehen können.

Eines der Spiele, das mitlauscht, was die User am TV so schauen.
Screenshot: New York Times

Chordia selbst behauptet übrigens, dass die eigene Software sogar noch verbreiteter sei als die Recherchen der Zeitung ergeben haben: Mehr als 1.000 Apps würden mittlerweile Alphonso nutzen – und zwar nicht nur Spiele sondern auch Programme aus dem Bereich Messaging und Social Apps.

Schwierige Lage

Offen bleibt dabei, ob die Rechtsauffassung von Chordia auch tatsächlich der Realität entspricht. Immerhin hatte schon Ende 2015 das Unternehmen Silverpush, das ebenfalls die User beim Fernsehen belauschte, Schwierigkeiten mit der US-Regulierungsbehörde FCC bekommen. Dieses war vergleichsweise aber wesentlich weniger verbreitet als Alphonso. Der TV-Hersteller Vizio musste 2,2 Millionen Dollar Strafe für den Einsatz von Silverpush zahlen.

Bliebe natürlich die Möglichkeit, dass die App Stores selbst solche Anwendungen und Spiele entfernen. Aber auch das könnte sich als schwierig herausstellen, wird doch bei den betroffenen Apps durchgängig darauf hingewiesen, dass sie das Mikrofon für Werbung gebrauchen – und so vorab die explizite Genehmigung dafür eingeholt.

Shazam

Für die eigentliche Erkennung der am TV betrachteten Inhalte kooperiert Alphonso übrigens mit der beliebten Musik-App Shazam, die seit kurzem im Besitz von Apple steht. Das Unternehmen wollte sich zu den Aktivitäten von Alphonso für den Bericht aber nicht äußern. (red, 2.1.2018)