Über Herbert Geddes ist nur wenig bekannt. Er war Manager für die kanadische Import-/Exportgesellschaft G.R. Gregg and Company und vertrat seine Firma zwischen 1908 und 1918 in Yokohama. Die japanische Großstadt war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Handelsknotenpunkt für westliche Firmen.
Geddes Zeit in Japan fiel teilweise in die Regierung von Tennō Meiji, der bis zu seinem Tod im Jahr 1912 Kaiser von Japan war – eine Zeit der großen Umwälzungen und Veränderungen in der japanischen Gesellschaft. Die Meiji-Zeit führte zu einer Öffnung Japans, es entstand eine Demokratie-Bewegung, eine Reform im Unterrichtswesen brachte die allgemeine Schulpflicht, und wirtschaftliche Kontakte mit Europa und den USA wurden langsam aufgenommen.
Herbert Geddes hielt diese spannenden Zeiten in seinen Bildern fest, wobei vor allem das traditionelle Japan im Vordergrund stand, das er auf den fotografischen Glasplatten verewigen wollte, ehe es für immer verschwinden würde. Die industriellen Veränderungen und gesellschaftlichen Umbrüche bleiben bei Geddes vollkommen ausgespart. Er zeigt in seinen handkolorierten Bildern vielmehr alltägliche Straßenszenen, Geishas in ihren farbenfrohen Gewändern, die Mühen der Landwirtschaft, Töpfer und andere Handwerker, Frauen mit ihren Kindern, und bezaubernde Landschaften.
Durch die mitunter recht grobe Handkolorierung erhalten die Bildern einen ganz eigenen Charme und öffnen ein kleines Zeitfenster in eine untergegangene Epoche.
Weitere Beispiele der faszinierenden Fotos von Herbert Geddes finden Sie in der obigen Slideshow. (Kurt Tutschek, 19.1.2018)