Laut Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) sind Radarkontrollen häufig nur Schikane – so schnell wie möglich sollen sie deswegen reduziert und konzentriert werden. Der Verkehrsclub Österreich sieht diesen Vorstoß allerdings kritisch.

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Nach der Diskussion über ein höheres Tempolimit auf Autobahnen und Rechtsabbiegemöglichkeit bei Rot unterbreitete die FPÖ nun den dritten verkehrspolitischen Vorschlag: Geht es nach Innenminister Herbert Kickl, sollen Radarkontrollen in Zukunft stark eingeschränkt werden und nur noch dort stattfinden, wo Raser gefährlich werden können, etwa vor Schulen und Kindergärten. Radarkontrollen seien laut Kickl nämlich häufig nur Schikane, sagte er der "Kleinen Zeitung".

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) übt an dieser Darstellung und am Vorstoß Kickls Kritik. Laut aktueller Unfallstatistik passiere jeder vierte tödliche Unfall als Folge zu hohen Tempos. Die geplanten Änderungen könnten "Risikolenker als Freibrief sehen, um auf bestimmten Strecken schneller zu fahren", sagt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Sich bei Kontrollen auf Schulen und Kindergärten zu konzentrieren, täusche darüber hinweg, dass Kinder auch auf dem Weg dorthin gefährdet seien. "80 Prozent der Verkehrsunfälle, in die Kinder verwickelt sind, passieren außerdem gar nicht auf dem Schulweg."

Schweiz als Vorbild

Rührt der Vorstoß Kickls daher, dass in Österreich besonders viel kontrolliert wird? Gratzer verneint und betont den Unterschied zur Schweiz: "Dort wird das Tempolimit als klare Obergrenze mit hohen Strafen gesehen. In Österreich ist hingegen die Ansicht weit verbreitet, zu schnelles Fahren sei ein Kavaliersdelikt."

Ganz allgemein spricht sich Gratzer gegen höheres Tempo aus. "Bei niedrigerem Fahrtempo wird nicht nur das Unfallrisiko gesenkt, sondern auch weniger CO2 ausgestoßen und flüssiger Verkehr garantiert." Dass die FPÖ ihre Änderungen mit Letzterem begründet, ist für Gratzer nicht nachvollziehbar. Erkenntnisse aus der Verkehrswissenschaft würden gegen Tempoerhöhungen als Maßnahme für besseren Verkehrsfluss sprechen.

ÖAMTC will abwarten

Dass Kontrollen immer wieder für Unmut und Abzockvorwürfe seitens der Autofahrer sorgen, weiß man beim ÖAMTC. "Dafür haben wir auch teilweise Verständnis, wenn man beispielsweise an die Radarbox denkt, die letztes Jahr bei Wiener Neustadt auf der Südostautobahn aufgestellt wurde", sagt Nikolaus Authried, Jurist beim ÖAMTC.

In zwei Wochen wurden damals 200.000 Autofahrer beim Überschreiten des Tempolimits erwischt, 600 Führerscheine wurden abgenommen. Wegen einer Baustelle war an der Strecke kurzfristig eine 80-km/h-Beschränkung eingeführt worden. Wirkungsorientierung sei deswegen prinzipiell zu begrüßen, sagt Authried. Allerdings müsse man die genauen Pläne aus dem Innenministerium abwarten: "Aktuell gibt es noch einige Unklarheiten – zum Beispiel, ob nur mobile Radarkontrollen betroffen sind." (lhag, 2.1.2018)