Meine Freunde, die außer dem Weltkulturerbe Petra nicht wirklich viel über den Wüstenstaat wussten, und ich reisen über das israelische Eilat in den Levante-Staat. Bis auf einen. Bereits im Vorfeld sorgte das jordanische Visum für Probleme: Meines habe ich nur wenige Stunden vor Abreise erhalten. Der vierte Fotograf im Bunde hatte leider Pech und musste sich unsere Reisegeschichten auf Instagram ansehen.

Autofahren in Jordanien ist eine eigene Erfahrung: Hier gelten absolut keine Regeln, Blinken ist nur in absoluten Extremsituationen erlaubt und Anschnallen wird gekonnt verhindert. So haben die Taxis auf der Rückbank zwar Gurte, die zugehörigen Schlösser sind allerdings nicht vorhanden. Zumindest im Mietauto sind alle Gurte intakt. Nach einer etwas stressigen Fahrt durch Aqaba und einer Schrecksekunde, verursacht durch ein Ölfass mitten auf unserer Fahrspur, gewöhnen wir uns einigermaßen an die Straßenbedingungen und erreichen am frühen Abend Petra. 

Touristenfalle "Petra By Night"

Petra bei Nacht.
Foto: Michael Prügl

"Petra By Night", eine Veranstaltung, die an drei Nächten pro Woche stattfindet, setzt die bekannteste Attraktion Petras, Al-Khazneh, das Schatzhaus, mit zahlreichen Kerzen wunderbar in Szene. Die Darbietung ist aber eine Touristenfalle. Wir hatten auf Fotos das Lichtermeer vor Al-Khazneh gesehen und damit gerechnet, dass der Bereich direkt vor dem Tempel unzugänglich ist und man damit freie Sicht auf das Spektakel hat. Allerdings ist es ganz anders: Die gesamte Fläche vor und um das Mausoleum ist mit Menschen gefüllt, die alle versuchen, ein Foto zu machen. Dementsprechend wird die Vorstellung von einem Blitzlichtgewitter, den Scheinwerfern, die das Schatzhaus beleuchten und immer wieder ihre Farben wechseln, gestört. Das nächtliche Schauspiel ist zwar sehenswert, aber wer sich einen romantischen Anblick erhofft, wird hier enttäuscht. 

Der frühe Vogel macht die besten Bilder

Wir starten in den nächsten Tag bereits um 5:15 Uhr, um pünktlich zur Öffnung der Tore die nabatäische Stadt erkunden zu können. So wollen den Menschenmengen aus dem Weg gehen. Wir nutzen die Zeit, um Bilder des Schatzhauses zu machen und wagen den ungesicherten Aufstieg zu einem Aussichtspunkt hoch über Petra. Danach erkunden wir die restlichen Sehenswürdigkeiten der ehemals bedeutenden Handelsstadt an der Weihrauchstraße. 

Der erste Blick auf Al-Khazneh, die Schatzkammer.
Foto: Michael Prügl

Zwei Nächte in der Wüste

Am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Weg zu unserem zweiten Ziel in Jordanien, das Wadi Rum. Nach rund eineinhalb Stunden Fahrt, bei der uns die letzten Kilometer direkt durch die Wüste führen, erreichen wir das Beduinen-Camp.

Wadi Rum ist ein ausgetrocknetes Flussdelta im Süden Jordaniens und  eine Sand- und Felswüste. Bekannt ist das Gebiet als Filmkulisse unter anderem für den legendären Film "Lawrence von Arabien". Die Beduinen, die das Lager betreiben, sind sichtlich erfreut über unsere Ankunft und haben trotz gebrochenem Englisch immer einen flotten Spruch auf Lager. Es wird bereits dunkel und wir verbringen den ersten Abend gemeinsam mit den wenigen anderen Gästen am Lagerfeuer, trinken Unmengen an Tee und werden mit großartigem Essen verköstigt. Ein kleiner Nachtspaziergang durch die Wüste unter bewölktem Himmel beendet den Tag.

Am nächsten Morgen haben wir bei Sonnenaufgang auf unserer Jeep-Tour die Wüste für uns. Drei Stunden lang weht uns auf der Pritsche des Autos der viel zu frische Wind um die Ohren, der Sand staubt und wirbelt in die Luft. Bei einem kleinen Lagerfeuer im Nirgendwo gibt es Frühstück. Später im Camp wagen wir noch einen Kamelritt, um auch ein wenig vom klassischen, touristischen Wüstenleben zu erleben.  

Beduinen-Guide Aziz macht das Frühstück.
Foto: Michael Prügl
Wir haben das Wadi für uns alleine.
Foto: Michael Prügl

Vor Sonnenuntergang ist noch etwas Zeit, und so machen wir noch einen kurzen Abstecher ins Wadi-Rum-Village, das Zentrum des Wadis. Im Gegensatz zum eher ruhiger gelegenen Camp einige Kilometer entfernt, ist hier die Hölle los. Schon beim Einparken werden wir von mehreren Beduinen mit Wüstentourenangeboten bedrängt. Hier herrscht purer Tourismus vor, im Gegensatz zum abgelegeneren Teil des Wadis. 

Der Kamelritt wird bestellt.
Foto: Michael Prügl
Eine Kamelkarawane in Wadi Rum.
Foto: Michael Prügl

Zurück im Camp lassen wir uns am Abend mit Zarb, einem klassischen Barbecue im Beduinen-Stil verwöhnen. Hier wird eine Art Tonne in der Erde eingegraben. Auf einem Gittergestell innerhalb des improvisierten Grills werden die Speisen aufgelegt und von unten mittels Kohle gegrillt. Nach dem großartigen Abendessen haben wir sogar noch Glück und werden beim anschließenden Nachtspaziergang von einem sternenklaren Himmel begrüßt. Ein perfekter Abschluss für unsere Zeit im Wadi und in Jordanien. (Michael Prügl, 12.1.2017)

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