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Wieder gibt es Aufregung um einen von Facebook gelöschten Inhalt, der nicht gegen die Richtlinien verstoßen haben dürfte.

Fotos: reuters/toby melville/KAV/Votava Montage: red

Facebook hat in der Nacht auf Freitag ein Posting gelöscht, mit dem das Wiener Neujahrsbaby mit möglichst vielen Glückwünschen und positiven Kommentaren begrüßt werden sollte. Zuvor hatten zahlreiche Menschen in sozialen Medien gegen das Mädchen und seine muslimischen Eltern gehetzt. Nach einer Nachfrage bei Facebook und mehreren Berichten wurde das Posting am Freitag zu Mittag wieder online gestellt. Das Unternehmen entschuldigt sich dafür.

Anzeigen gegen Hassposter

Um 0:47 erblickte Asel am 1. Jänner als erstes Baby in Wien das Licht der Welt. Wie jedes Jahr berichteten mehrere Medien darüber, ebenso wie über die Neujahrsbabys der anderen Bundesländer. Doch das Foto von Asel und ihren Eltern wurde nicht nur mit Glückwünschen kommentiert, sondern auch mit zahlreichen Hasspostings. Der Grund: Die Familie ist muslimisch, und Asels Mutter trug auf dem Foto ein Kopftuch. Als Reaktion auf die Hasskommentare werden Anzeigen gegen Poster geprüft.

Nach der Hetze startete Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner ein sogenanntes "Flowerrain"-Posting, um möglicht viele positive Kommentare für Asel zu sammeln. Die Geschichte ging buchstäblich um die Welt. So berichtete unter anderem die "New York Times" und "El Mundo" darüber. Das Posting von Schwertner wurde binnen kurzer Zeit tausende Male geteilt und erhielt tausende Likes bzw. Herzen und zahlreiche positive Kommentare. Am Freitag war von dem Anti-Shitstorm zunächst jedoch nicht mehr viel zu sehen. Facebook hat das Posting offenbar ohne Angaben von Gründen gelöscht.

Zu Mitternacht sei das Posting noch vorhanden gewesen, in der Früh dann gelöscht, sagt Klaus Schwertner zum STANDARD. Bis dahin habe es mehr als 26.000 Kommentare und mehr als 27.000 Likes erhalten. Schwertner könne ausschließen, das Posting versehentlich selbst gelöscht zu haben. Der Inhalt habe auch nicht gegen die Community-Richtlinien des Netzwerks verstoßen. Er vermutete zunächst, dass das Posting von mehreren missgünstigen Nutzern gemeldet und dann von Facebook ohne Gegencheck gelöscht worden sein. Das Netzwerk betont stets, dass die Häufigkeit von Meldungen eigentlich keinen Einfluss auf die Löschpraxis habe.

Gegen Freitagmittag war das Posting dann wieder online – samt allen Kommentaren und Likes. Das Unternehmen teilte auf STANDARD-Anfrage mit, dass es sich um ein Versehen gehandelt habe. "Der Beitrag wurde versehentlich entfernt und ist mittlerweile wieder auf Facebook verfügbar. Wir haben mit Herrn Schwertner Kontakt aufgenommen und uns persönlich für den Fehler entschuldigt", so eine Sprecherin des Konzerns. Gegenüber dem Caritas-Generalsekretär erklärte das Unternehmen, dass das Posting von "automatischen Systemen" als Spam markiert worden sein. Wieso, könne man sich aber auch nicht erklären. (br, 5.1.2018)