Stau auf der Europabrücke, kurz vor der Mautstelle Schönberg. Der Lkw-Verkehr auf der Brennerroute hat 2017 erneut zugenommen.

Foto: APA/Liebl Daniel/Zeitungsfoto.at

Innsbruck – Mehr als 2,25 Millionen Lkws haben gemäß Angaben der Autobahngesellschaft Asfinag 2017 die Brennerroute bei der Zählstelle Schönberg passiert. Das entspricht einer Steigerung von rund acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ist zugleich ein neuer Rekordwert. Angesichts der Zunahme des Schwerverkehrs fordert die Tiroler Landesregierung rasche Maßnahmen zur Eindämmung des Transitverkehrs, um die Belastung für die Bevölkerung zu reduzieren. "Die derzeitige Entwicklung geht eindeutig auf Kosten der Tiroler, der Umwelt, aber auch der Infrastruktur. Die Grenze der Belastbarkeit ist definitiv erreicht", sagt Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP).

ORF

Wie viel vom Schwerverkehr tatsächlich auf Transit entfällt, sagen die Zahlen der Asfinag nicht aus. Dennoch will Platter hier den Hebel ansetzen. Eine kurzfristige Maßnahme ist die Lkw-Blockabfertigung, die Tirol seit vergangenem Herbst einsetzt, um Verkehrsspitzen abzufedern. So wurden am Montag ab dem Grenzübergang Kiefersfelden nur mehr 300 Schwerfahrzeuge pro Stunde durchgewunken. Sehr zum Ärger der deutschen Nachbarn. Denn das verursachte in Bayern Staus von mehr als 20 Kilometern Länge. Zudem sieht man darin einen Verstoß gegen EU-Richtlinien.

Korridormaut gefordert

Als langfristige Lösung setzt Tirol auf eine Korridormaut auf der Strecke zwischen München und Verona, die zusammen mit den Nachbarstaaten Deutschland und Italien durchzusetzen wäre. Von der Anhebung des Mauttarifs auf Tiroler Niveau verspricht sich Platter einen Lenkungseffekt. Einerseits soll Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden, andererseits soll damit der Brenner nicht mehr wie bisher als günstigste Nord-Süd-Verbindung Lkw-Transit anlocken. Platters erklärtes Ziel: "Bis zum Jahr 2021 müssen wir den Umwegtransit von aktuell 800.000 auf 400.000 Lkws halbieren."

Während Italien Bereitschaft signalisiert hat, bei der Mauterhöhung für Lkws mitzuziehen, zeigt sich Deutschland weniger gesprächsbereit. Der für Montag geplante Transitgipfel in München wurde vergangene Woche durch den deutschen Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) kurzfristig abgesagt. Das sorgte in Tirol für Verwunderung. Denn neben der Zustimmung zur Korridormaut sieht man die nördlichen Nachbarn auch bei der Verlagerung des Transits auf die Schiene sowie beim Ausbau der Zulaufstrecken zum Brennerbasistunnel säumig.

Gurgiser vermutet "Ablenkungsmanöver"

Während man nun nach einem Ersatztermin für den geplatzten Transitgipfel mit Deutschland sucht, will die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino beim gemeinsamen Verkehrsgipfel am 15. Jänner eigene Positionen zum Schwerverkehr formulieren.

Der Obmann des Tiroler Transitforums, Fritz Gurgiser, unterstellt der Politik indes Ablenkungsmanöver: "Im Februar stehen Landtagswahlen an." Gurgiser verweist darauf, dass der rechtliche Rahmen für Maßnahmen wie die Korridormaut längst gegeben sei: "Die Politiker sind zum Umsetzen bestellt, nicht zum Fordern." (Steffen Arora, 8.1.2017)