Ob man dieses Bild je wieder sehen wird, steht in den Sternen.

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Wien – Die Fluglinie Niki kämpft trotz des schwelenden Rechtsstreits über ihr Insolvenzverfahren um eine neue Heimat beim Luftfahrtkonzern IAG. Der Ferienflieger will den schon ausgehandelten Kaufvertrag über zwei parallele Insolvenzverfahren in Berlin und Wien absichern, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Dienstag. Dazu legte Niki schon am Montag Rechtsbeschwerde am deutschen Bundesgerichtshof gegen den überraschenden Beschluss des Landgerichts Berlin für Österreich statt Deutschland als Insolvenzort ein. Bis Ende der Woche werde zudem ein "Sekundär-Insolvenzverfahren" in Österreich beantragt, um den Vertrag mit der spanischen IAG-Billigtochter Vueling abzusichern.

Zeitdruck

Denn Flöther zufolge herrscht Zeitdruck, da Vueling bereits zum Weiterbetrieb von Niki benötigte 16,5 Millionen Euro bereitgestellt habe. "Diese Finanzierung reicht nur für wenige Wochen", so Flöther. Er hatte in einem Notverkauf den Vertrag mit IAG/Vueling Ende Dezember ausgehandelt, nachdem der Kauf von Niki durch die Lufthansa Mitte Dezember an Bedenken der EU-Wettbewerbshüter gescheitert war. Die British-Airways-Mutter IAG will jedoch wie bisher geplant den Kauf bis Ende Februar um insgesamt 36,5 Millionen Euro vollziehen. "Wir sind weiterhin an Niki interessiert und bekennen uns zur Zusammenarbeit mit allen relevanten Beteiligten, um den Kauf der Niki-Vermögensgegenstände durch unsere neue österreichische Tochtergesellschaft zum Erfolg zu bringen", habe der Konzern gegenüber Flöther erklärt.

Der für Insolvenzrecht zuständige 9. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs werde das Verfahren jedenfalls zügig bearbeiten, kündigte eine Sprecherin des Gerichts an. Angestoßen hatte es der österreichische Fluggast-Dienstleister Fairplane. Er treibt gegen Erfolgsbeteiligung Forderungen von Fluggästen an Airlines ein und verspricht sich dafür von einem Konkursverfahren in Österreich bessere Chancen. Rund 3.000 Kunden aus ganz Europa fordern zusammen mehr als 1,2 Millionen Euro Entschädigung für Flugverspätungen von Niki. Fairplane hat bereits einen Konkursantrag in Österreich gestellt, über den das Bezirksgericht Korneuburg frühestens am Freitag entscheiden will.

Frage nach dem rechtlichen Mittelpunkt von Niki

Die Gerichte müssen nun entscheiden, welche Faktoren schwerer wiegen für den rechtlichen "Mittelpunkt der hauptsächlichen Interessen": Das Amtsgericht Charlottenburg sah diesen am Sitz der Niki-Mutter in Berlin, weil der Ferienflieger von dort geführt und ein Großteil des Geschäfts in Deutschland abgewickelt wird. Das dann angerufene Landgericht hält Wien für den richtigen Ort, weil Niki dort gesellschaftsrechtlich seinen Sitz hat, nach Betriebserlaubnis und unter Aufsicht österreichischer Behörden flog und 80 Prozent der Arbeitsverträge nach österreichischem Recht geschlossen sind.

Nach Ansicht von Fairplane müsste der Vertrag mit IAG nicht an einem neuen Konkursverfahren in Österreich scheitern. Diese Einschätzung teilt der Kreditschutzverband von 1870 in Wien. Ein neuer Bieterprozess sei nicht zwingend vorgeschrieben, erklärte dessen Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner. Die Insolvenzordnung verlange nur, dass der Richter bestmöglich entscheide.

Wizz Air nützt Lücke

Der ungarische Billigflieger Wizz Air nützt indes die Lücke, die sich nach den Pleiten von Air Berlin und Niki aufgetan hat. Wizz Air wird heuer drei Flugzeuge in Wien stationieren, um unter anderem Urlaubsziele wie Malta, Bari, Valencia, Larnaca, Teneriffa und Thessaloniki anzufliegen. Diese Destinationen waren in der Vergangenheit von Air Berlin und Niki bedient worden.

Wizz Air kündigte am Dienstag an, den Flughafen Wien 2018 als neuen Standort etablieren zu wollen. Die ersten drei Routen sollen im April aufgenommen werden. Es handelt sich um Ziele in Osteuropa: Danzig in Polen, Tuzla in Bosnien-Herzegowina und Warna in Bulgarien. Im Juni sollen Bari, Malta, Rom, Valencia und Tel Aviv und im November Billund, Bergen, Dortmund, Kutaissi, Larnaca, Niš, Ohrid, Teneriffa und Thessaloniki folgen.

Insgesamt sind es 17 Flugverbindungen, die Wizz Air im Lauf des Jahres von und nach Wien aufnehmen will. Die Airline spricht von einer Investition von 331 Millionen Dollar (276,5 Millionen Euro) und 120 neuen Arbeitsplätzen. Die Personalrekrutierung sei bereits angelaufen, noch am Freitag und Samstag werde gezielt nach Piloten gesucht, auch für Flugbegleiter sind eigene Tage der offenen Tür geplant. (Reuters, red, 9.1.2018)