In der Steiermark werden ab dem Wintersemester zwei neue duale Studiengänge im Bereich Software-Entwicklung angeboten, wie Vertreter von Land, der Fachhochschulen und der TU Graz am Donnerstag bekannt gaben. 65 Studienplätze stehen in den dreijährigen Studiengängen zur Verfügung, neu ist die starke Einbindung von Unternehmen beim dualen Teil dieser Bachelor-Ausbildung.

Bewerbungen nun möglich

Bewerbungen für die beiden dualen Studiengänge "Business Software Development" (35 Plätze) und "Mobile Software Development" (30) sind bereits jetzt möglich. Es gibt eine Aufnahmsprüfung, aber kein Alterslimit. Die Studiengänge werden auf Deutsch mit einigen englischsprachigen Veranstaltungen gehalten und dauern sechs Semester. Beendet werden sie mit einem Bachelor of Science in Engineering (BSc). Beginn ist im Wintersemester 2018.

"Business Software Development" ist studiengebührenpflichtig und findet an der FH Campus 02 in Graz statt, "Mobile Software Development" in den FH in Graz und Kapfenberg. Das erste Jahre lehren Fachkräfte der TU des Instituts für Informatik. Ab dem zweiten oder dritten Jahr ist eine bis zu 70-prozentige Anstellung bei den Firmen möglich. Ab dem dritten Semester wird die Präsenzzeit an den FH auf zwei Tage pro Woche reduziert.

Für Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) hat die Steiermark trotz des Status als Forschungsstandort Nummer eins und im Zeichen zurückgehender Arbeitslosigkeit auch Schatten aufzuweisen, nämlich einen Mangel an Fachkräften, vor allem technischer Fachkräfte. Man habe bereits ein gutes Angebot, habe aber mit Drop out und Job out zu kämpfen, sagte Eibinger-Miedl. Mit den zwei neuen Studiengängen reagiere man darauf, die Kooperation zweier FH und der TU mit der Wirtschaft sei einzigartig in Österreich.

Viele Mitarbeiter im IT-Bereich gesucht

Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk sagte, alleine im Großraum Graz würden Hunderte Mitarbeiter im IT-Bereich gesucht. "Fachkräftemangel ist der Flaschenhals für Wachstum. Ausbildung ist die einzige Maßnahme, um den Standort hier abzusichern", so der Präsident. Für IV-Präsident Georg Knill seien es "qualifizierte Menschen, die die Steiermark zur Gewinnerregion machen. Alleine in der Industrie können wir rund 2.000 IT-Stellen nicht besetzen". Das Interesse der Firmen sei enorm: "Manche könnten den gesamten Jahrgang einstellen, 72 Unternehmen wollen einen Ausbildungsplatz anbieten".

Campus 02-Rektorin Kristina Edlinger-Ploder sagte, binnen eines Jahres sei eine hochwertige Informatik-Ausbildung entstanden. Es gehe auch darum, mehr Abschlüsse zu schaffen. Die Ausbildung richte sich auch an HTL-Absolventen, die sich weiterbilden wollten. Die Ausbildungsplätze stünden dabei in der Industrie bei den großen Playern wie AVL, aber auch in der Gesundheitsversorgung, Banken oder Versicherungen zur Verfügung.

Laut FH Joanneum-Rektor Karl Peter Pfeiffer gebe es keine Theorie ohne Praxis-Bezug. "Die Studierenden arbeiten in ganz unterschiedlichen Unternehmen, die tauschen sich aus, die fordern auch die Lehrenden". Wenn sich das Modell in den Köpfen festsetze, "wird es ein G'riss um die Studienplätze geben", war sich Pfeiffer sicher. Dem Rektor zufolge zahlten die Unternehmen laut Kollektivvertrag.

TU-Rektor Harald Kainz sagte, man habe zusammen mit der Wirtschaft nachgedacht, "wie wir den IT-Standort weiterentwickeln können. Etwas wie das jetzige Modell hatten wir in dieser Organisationsform noch nicht, da schließen wir eine Lücke". (APA, 11.1.2018)