Gustavo Dudamel geht mit den Philharmonikern auf Tour

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In Luzern begann 2007 ihre Zusammenarbeit, es folgten die Salzburger Festspiele, 2010 dann die ersten Wiener Auftritte und eine Soiree mit anschließenden USA-Terminen. Wieder ein Jahr später dann der Ritterschlag mit einem Abonnementkonzert, 2012 das Sommernachtskonzert vor Schloss Schönbrunn und nach einer langen Reihe weiterer Konzerte schließlich 2017 das Neujahrskonzert.

Einschließlich des nunmehrigen Abends im Musikverein sind es bislang 47 Termine, die die Wiener Philharmoniker gemeinsam mit Gustavo Dudamel gestaltet haben. Seit gestern befinden sie sich gemeinsam auf einer Tournee, die nach Monte Carlo, Madrid, Barcelona und München führt, im Februar und März folgen nach dem Konzerthaus (20. 2.) mit Brahms eine "Wiener-Philharmoniker-Woche" in New York und weitere Auftritte in den USA, Mexiko, Chile, Argentinien und Kolumbien.

Viel Jubel, viel Skepsis

Der 1981 geborene Shootingstar aus Venezuela, der viel bejubelt, aber auch vielfach skeptisch beäugt wurde, hat sich – trotz widrigster Umstände in seiner Heimat – nicht nur sein dortiges Engagement bewahrt, sondern auch seine kindliche Freude am Musizieren. Das ist auf dem Pult zugleich sein größter Trumpf als auch eine gewisse Hypothek. Wie ernst darf man ihn als Musikerpersönlichkeit nehmen? Auf diese Frage wurden immer wieder konträre Antworten gegeben.

Die Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern – der Termin in Wien zeigte das erneut – beruht auf gegenseitigem Respekt und gemeinsamer Lust an musikalischen Sinnesfreuden. Beide gespielten Werke benötigen jedoch weit mehr als das: Das Adagio aus Mahlers unvollendeter 10. Symphonie gehört wohl zu den potenziell sperrigsten, hermetischsten Werken der symphonischen Literatur. Dudamel verlegte sich nicht nur aufs Schwelgen und Schmerzvoll-Kantable, das das Orchester mit all seiner Seele ausfüllte, sondern suchte auch dem Abgründigen zu seinem Recht zu verhelfen und den Liniengeflechten nachzuspüren – und das mit einigem Erfolg.

Das Ergebnis dürfte sich bei den folgenden internationalen Terminen noch steigern lassen, ebenso wie bei Berlioz' Symphonie fantastique, die schon jetzt mit ziemlich viel Mut zum Ruppigen, Nicht-mehr-nur-Schönen erklang, natürlich auch unter effektsicherer Nutzung des Tänzerischen und des signalhaften Dies-IraeFanals des Finales mit munter auftrumpfenden Bläsern. Unverbrüchliche Lebenslust, indes kein Tabu bei düsteren Tönen: Das ist keine ganz unpassende Botschaft, wenn ein österreichisches Orchester ins Ausland fährt. (daen, 13.1.2018)