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Milos Zeman gilt als Favorit.

Foto: reuters/DAVID W CERNY

Prag – Bei der Präsidentenwahl in Tschechien zeichnet sich eine Stichwahl zwischen dem amtierenden Präsidenten Milos Zeman und dem ehemaligen Chef der Wissenschaftsakademie, Jiri Drahos, ab. Nach Auszählung von circa 28 Prozent der Wahllokale lag Zeman mit 43 Prozent in Führung. Auf Platz zwei folgte Drahos mit rund 25 Prozent.

Die übrigen sieben Kandidaten lagen nach der Wahl, die am Freitag und Samstag stattgefunden hatte, unter der Zehn-Prozent-Marke. Es zeichnete sich eine rund 60-prozentige Wahlbeteiligung ab.

Diese Hochrechnungen deuten darauf hin, dass erst in einer Stichwahl zwischen Zeman und Drahos über das Staatsoberhaupt für die nächsten fünf Jahre entschieden wird. Diese soll in zwei Wochen stattfinden.

Die zweitägige Präsidentenwahl in Tschechien ist am Samstagnachmittag zu Ende gegangen. Die Wahllokale schlossen pünktlich um 14.00 Uhr ihre Pforten und die Stimmenauszählung hat begonnen. Mit verlässlichen Zahlen wird bis zum Abend gerechnet, Exit Polls wird es keine geben.

Gegen muslimische Einwanderer

Schon in den Umfragen galt Amtsinhaber Milos Zeman als Favorit. Zeman setzt sich für gute Beziehungen zu Moskau ein und lehnt Einwanderer aus muslimischen Ländern ab. "Niemand hat Sie hierher eingeladen", ließ der 73-Jährige, der für seine islamfeindliche und proisraelische Haltung bekannt ist, kürzlich Migranten wissen. Seit 2013 steht Zeman an der Spitze des tschechischen Staates.

Als ernst zu nehmender Herausforderer gilt der ehemalige Chef der Wissenschaftsakademie, Jiri Drahos. Der Chemieprofessor sprach sich im Wahlkampf hingegen für eine stärkere Rolle Tschechiens in der EU sowie für die Einführung des Euro aus.

Auch dem Pop-Texter und Schriftsteller Michal Horacek werden Chancen eingeräumt. Die übrigen sechs Kandidaten, darunter der frühere Regierungschef Mirek Topolanek sowie der Ex-Botschafter in Frankreich, Pavel Fischer, haben hingegen nur geringe Aussichten auf den Posten.

Stichwahl wäre in zwei Wochen

Dass es in der ersten Runde zu einer Entscheidung kommt, wer ab März auf der Prager Burg residiert, gilt als unwahrscheinlich. Laut Umfragen kommt keiner der Kandidaten auf mehr als 50 Prozent. Eine etwaige Stichwahl würde in zwei Wochen (26. und 27. Jänner) stattfinden.

Bei der Stimmabgabe Zemans am Freitag kam es zu einem kleinen Zwischenfall: Eine Aktivistin der Frauengruppe Femen mit nacktem Oberkörper versuchte zu dem Amtsinhaber vorzudringen. Dabei schrie sie "Zeman – Putins Schlampe". Die Frau versuchte im Wahllokal in Prag zu Zeman vorzudringen, wurde aber von dessen Leibwächtern abgefangen und auf den Boden geworfen.

Der Vorfall sorgte in den sozialen Netzwerken für heftige Empörung und Mitgefühl für den 73-Jährigen Spitzenpolitiker, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Nach Einschätzung von Experten könnte er Zemans Aussichten auf einen Wahlsieg positiv beeinflussen. (APA, 13.1.2018)