Tormann und Kapitän Thomas Bauer wird sich auch den Franzosen entgegenstürzen.

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Porec – Flügelspieler Robert Weber hatte beim Pressetermin Augenringe wie ein Pandabär. "Ich habe nur drei Stunden in der Nacht geschlafen. Wie wir das Spiel verloren haben, das tut immer noch weh."

Am Morgen nach der Niederlage beim Auftaktspiel der Handball-Europameisterschaft in Kroatien gegen Weißrussland wurden die Wunden geleckt. "Vielleicht war der Druck für den einen oder anderen Spieler zu groß. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen, sind noch nicht ausgeschieden", sagte der 32-Jährige.

Das Abenteuer EM, es könnte bereits vorbei sein. Am Sonntag wartet ein übermächtiger Weltmeister Frankreich, am Dienstag geht es gegen erstarkte Norweger, die in einer schnellen Partie auf Weltklasse-Niveau nur mit einem Tor Unterschied gegen die Franzosen verloren. Teamchef Patrekur Johannesson will sich über die Leistung seiner Mannschaft nicht beschweren, "die Körpersprache, das Herz, die Bereitschaft, das ist alles vorbildlich."

Was fehlt

Augenscheinlich sind die Personalprobleme Österreichs und die körperlichen Defizite. Über die Position des Kreisläufers ist das ÖHB-Team offensiv völlig harmlos, er ist nicht einmal eine Wurfoption. Johannesson beklagte die vielen Absagen im Vorfeld der EM nicht, manche Spieler in der heimischen Liga sind Halbprofis, ziehen Arbeit oder Studium vor. Es fehlt einfach an Personal auf diesem Top-Niveau. Gegen die Franzosen wird man nicht w.o. geben, aber "sie sind Maschinen. Ihre Schnelligkeit in Kombination mit unglaublicher körperlicher Präsenz ist beeindruckend. Sie spielen alle Champions League."

Aber es gibt Wunder im Sport. "Island hat England im Fußball geschlagen."

Kapitän Thomas Bauer: "Wir haben die Weißrussen im Labor seziert. Wer schaut sich zehn Spiele eines Gegners im Videostudium an? Ich habe mich noch nie so lange auf ein Match vorbereitet wie gegen Weißrussland. Wir haben alles getan, um zu gewinnen."

Was es braucht

Die Vorbereitung auf Frankreich ist kurz. Als Legionär bei Massy Essone kennt Tormann Bauer den französischen Handball sehr gut. "Wenn ich anfange über ihre Stärken zu reden, dauert das den ganzen Tag. Sie könnten mit den Spielern, die nicht nominiert wurden, einen weiteren EM-Kader stellen."

Die letzte Chance zum Aufstieg in die Zwischenrunde böte die Begegnung mit Norwegen am Dienstag. Das ist die gleiche Mannschaft, die Österreich noch im WM-Playoff 2014 geschlagen hatte und sich damit für Katar qualifizierte. Und doch ist es eine andere Handballmannschaft. Der aktuelle Vizeweltmeister "hat die letzten drei Jahre wohl in der Kraftkammer verbracht. Sie sind körperlich viel stärker als damals", sagt Johannesson.

Robert Weber: "Wir schlafen auch nicht auf Bäumen, haben uns weiterentwickelt. Wir müssen mutig sein." (Florian Vetter aus Porec, 13.1.2018)