Wenn Rettungskräfte zu Einsätzen bei Herzinfarktverdacht ausrücken, zählt jede Sekunde.

Foto: APA

Bei einem Herzinfarkt ist schnelle Reaktion durch Rettungskräfte enorm wichtig. Denn je schneller durch adäquate medizinische Behandlung die Durchblutung des Herzens wiederhergestellt werden kann, desto höher sind die Chancen darauf, dass der Betroffene überlebt und gesundet.

Um künftig noch flotter reagieren zu können, testen Notfalldienste in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen nun eine künstliche Intelligenz, die ihnen bei der Erkennung von Herzanfällen helfen soll. Denn für die menschlichen Helfer ist es mitunter schwer, aus einem Anruf abzuleiten, welche Notlage vorliegt.

Andreas Cleve

"Corti" hört mit

Nun schaltet sich ein System namens "Corti" zwischen Anrufer und die Zentrale und hört mit, berichtet Fast Company. Es transkribiert die Unterhaltung und nutzt Maschinenlernen, um sowohl das Gesagte, als auch andere Hinweise im Hintergrund auf Anzeichen für eine Herzattacke auszuwerten. Wird ein "Treffer" ermittelt, alarmiert verschickt die Software einen Alarm und liefert der Person am Notfalltelefon eine Anleitung und erinnert daran, gleich die Adresse des Anrufers abzufragen.

Corti ist nicht darauf trainiert, bestimmte Zeichen zu erkennen, sondern hat anhand zahlreicher Anrufe selber gelernt, die Schilderung eines Herzinfarkts zu erkennen. Beispielsweise identifiziert es auch auffällige Atemgeräusche im Hintergrund.

Hohe Erkennungsrate in ersten Tests

Erste Ergebnisse sind vielversprechend. Während geübte Rettungskräfte entsprechende Vorfälle am Telefon mit 73-prozentiger Genauigkeit diagnostizieren können, lag die KI in einer ersten, kleinen Untersuchung bei 95 Prozent. Bald sollen weitere Ergebnisse auf Basis von 170.000 Anrufen folgen.

Entwickelt wird die Software in den Niederlanden. Während jeder von uns bei einem Alltagsproblem schnell Google nutzen oder andere Leute fragen könne, müssten sich die Einsatzkräfte um unsere "schlimmsten Tage" kümmern, ohne entsprechende Werkzeuge zur Verfügung zu haben, sagt Corti-CEO Andreas Cleve.

Das System sei dabei nicht dafür gedacht, menschliche Notfallhelfer zu ersetzen, sondern ein Beispiel dafür, wie künstliche Intelligenz die Arbeit von Menschen ergänzen kann, heißt es weiter. Die Firma will ihr Produkt künftig auch in den USA anbieten. (red, 15.01.2017)