Tortenecken, Kokoskuppeln und Co werden künftig nicht mehr in Niederösterreich produziert: Der Traditionsbetrieb aus Spillern wird bis Herbst 2018 nach Oberösterreich übersiedelt.

Foto: derStandard / Matthias Cremer

Wien – Wer in Niederösterreich nach Tortenecken, Baumstämmen und Kokoskuppeln sucht, wird diese bald nur noch in Supermärkten finden: Der Süßwarenhersteller Auer-Blaschke schließt bis spätestens Herbst 2018 sein Werk in Spillern.

"Für so eine kleine Gemeinde wären 50 Arbeitsplätze schon ein großer Verlust", sagt Thomas Speigner, Bürgermeister der Marktgemeinde im Bezirk Korneuburg, dem STANDARD. Speigner rechnet durch die Schließung mit wirtschaftlichen Konsequenzen für den 2.300-Einwohner-Ort. Künftig werden die Waffeln in Oberösterreich hergestellt, wo Spitz, der Mutterkonzern des Waffelproduzenten, angesiedelt ist. Die Produktpalette von Auer soll dort weiter ausgebaut werden.

Arbeiter können mitkommen

Laut einer Aussendung von Spitz sollen jene Mitarbeiter, die bisher in Spillern beschäftigt waren, "auch weiterhin für die beiden Traditionsmarken tätig sein". Sämtlichen Mitarbeitern wurde ein Angebot gelegt, im 250 Kilometer entfernten Attnang-Puchheim weiterhin tätig zu sein. Dieses hätten "viele bereits angenommen", wie dem STANDARD mitgeteilt wurde. Für jene, die ihren Arbeitsplatz nicht nach Oberösterreich verlegen wollen, wurde ein Sozialplan ausgearbeitet. Wie die Umsiedelung der Mitarbeiter aussehen soll, kann sich der Spillerner Bürgermeister nicht so recht erklären.

In der Produktionsstätte in Niederösterreich wollte man die Schließung nicht kommentieren und verwies auf die Marketingabteilung des Mutterkonzerns. Noch im Jahr 2015 hatte Spitz-Geschäftsführer Josef Mayer gegenüber den "Niederösterreichischen Nachrichten" behauptet, dass der Standort Spillern nicht infrage gestellt werde.

Umzug seit Herbst

Der Umzug hat laut der Aussendung bereits im Herbst 2017 begonnen. Durch die Zusammenlegung der Produktion sollen logistische und bürokratische Aufwände reduziert und lange Transportwege eingespart werden. Spitz wollte sich zum Käufer des Werks in Spillern nicht äußern.

Auer produziert seit 1920 Waffeln in Österreich und wurde 1997 mit der Konditorei Blaschke zusammengelegt. Diese stellt seit 1921 Kokoskuppeln her. Nachdem deren Betrieb im Zweiten Weltkrieg abgebrannt war, übernahm der Sohn des Gründers Johann Blaschke den Betrieb. Nach eigenen Angaben werden heute rund 65.000 Kuppeln pro Tag hergestellt.

Im Jahr 1999 wurde Auer-Blaschke von der niederländischen Continental Bakeries übernommen. Diese verkaufte das Traditionsunternehmen 2013 schließlich an Spitz. Auer-Blaschke war damals angeschlagen, der Betrieb verzeichnete im ersten Jahr nach der Übernahme einen Verlust von rund einer Million Euro. Seither ist die Mitarbeiterzahl von knapp mehr als 60 auf 50 Personen gesunken. (lauf, 16.1.2018)