Wien/Burgenland – SUV, das muss man jetzt als Hersteller haben, heißt es. Jetzt springt sogar Lamborghini auf den Zug auf, und mir fallen auf die Schnelle nur Ferrari und Lada ein, die dem Trend widerstehen. Ach, und Morgan.

Endlich ist auch Alfa Romeo im Boot. Vor wenigen Jahren war nicht einmal sicher, ob die Marke die Krise überleben wird, und jetzt baut sie schon einen SUV. Aber einen, wo man sagen muss: wenn schon SUV, dann so.

Die Kontrahenten, Alfa Romeo Stelvio und BMW X3.
Foto: Guido Gluschitsch

BMW spielt mit dem X3 M40i in der gleichen Liga. Die beiden Schleudern haben sich das S in SUV nicht wegen des großen Kofferraums verdient, in dem man Radl, Bergschuh und dutzendweise Yogamatten an entlegene Orte führen kann. Oder sagen wir nicht nur – denn die 1600 Liter passen ja trotzdem in den Kofferraum. Doch der Sport, der steckt bei den beiden Fahrzeugen eigentlich unter der Haube.

Unter der Haube des M40i arbeitet ein aufgeladener Sechszylinder.
Foto: Guido Gluschitsch

Stolze 280 PS leistet der Vierzylinderturbo im Alfa, gar 360 PS der Twinscroll-Reihensechser im BMW. Wohl auch wegen des größeren Motors und ein paar Zentimeter in der Länge bringt der BMW deutlich mehr Gewicht auf die Waage als der Alfa. Der BMW hat aber auch den feineren Innenraum. Der Alfa gibt sich da eher sportlich, obwohl er schon auch recht edel ist, mit seinen Holzarbeiten in der Mittelkonsole etwa. Trotzdem. Der BMW setzt da mit Leder und Klarlackoptik noch eines drauf, ist heller, freundlicher, der Italiener fast schon grimmig dunkel. Eh wie man es sich vorstellt.

Der Innenraum des Stelvio.
Foto: Guido Gluschitsch

Auch beim Infotainment hat der BMW die Nase vorn. Bei der Beschleunigung aus dem Stand ebenfalls – was bei einem Leistungsplus von 80 PS kein Wunder ist. Doch die Papierwerte erreichen wir ohnedies nicht. Bei nasser und kalter Straße kriegen die Winterradln weder vom Stelvio noch vom X3 den für eine Rekordmessfahrt nötigen Grip auf die Straße. Großer Vorteil vom Test-Stelvio: Er hat einen Allradantrieb. Noch größerer Vorteil vom X3: Er hat einen hecklastigeren Allradantrieb. Traktionsprobleme hatte keiner.

Bis zu 1600 Liter passen in beide Kontrahenten.
Foto: Guido Gluschitsch

Obwohl, bevor wir uns da in argen Geschwindigkeitsorgien ergehen: Am besten brettern SUVs auf der Geraden. Da machen diese beide Kandidaten keine Ausnahme. Wer in einer halbwegs kurzweiligen Kurve spät und dafür bis in den Scheitel bremst, wird gach an die Masse erinnert, die so ein Gefährt hat. Und auch, dass der Schwerpunkt nicht zwei Millimeter über dem Boden ist.

Auch der Stelvio atmet durch zwei Rohre aus.
Foto: Guido Gluschitsch

Obschon, in so einem SUV geht es gar nicht darum, sich den Sonntagnachmittag auf der Rundstrecke vertreiben zu können. Dafür müsste man zuallererst beim Alfa Romeo an der Lenkung einiges ändern, beim BMW bittet man stattdessen einen Streckenposten darum, dass er einen mit Gafferband in den Sitz pickt, um den nötigen Seitenhalt für eine flotte Kurvenfahrt zu haben.

Der M40i ist innen heller als der Stelvio.
Foto: Guido Gluschitsch

Raunzen auf hohem Niveau – zudem, wie gesagt, bei Bedürfnissen jenseits des Einsatzzwecks. Der BMW punktet dort, wo es wirklich zählt, mit einem perfekten Abstandstempomaten und einem makellosen Head-up-Display.

Das M am Kofferraumdeckel des BMW hat die zivile Autobahnpolizei gleich mehrere Kilometer regelrecht ans Heck des X3 fesseln können.
Foto: Guido Gluschitsch

Der Alfa Romeo indes holt sich seine Lorbeeren ganz klar beim Design – außen wie innen. Allein schon die asymmetrisch angebrachte Nummerntafel lässt Alfisti das Herz höher schlagen.

Foto: Guido Gluschitsch

Die Qual der Wahl dürfte als solche also gar nicht existieren, so unterschiedlich sind die beiden Testfahrzeuge, nicht nur was Leistung, Motor und Preis angeht. Ich persönlich hingegen, vor die Wahl gestellt und mit viel Geld gesegnet, wüsste jetzt auf die Schnelle nicht, welches Auto ich nehmen würde. M4 oder Giulia. (Guido Gluschitsch, 26.1.2018)

Foto: Guido Gluschitsch