Sloweniens bekannt emotionaler Trainer Veselin Vujovic verzweifelte an der Entscheidung der litauischen Referees.

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Zagreb – Nach dem abgewiesenen Protest gegen die Wertung des 25:25 gegen die deutschen Handballer erwägt Slowenien offenbar den Ausstieg aus der EM in Kroatien. Das berichtete die slowenische Nachrichtenagentur STA am Dienstag unter Berufung auf führende Offizielle des slowenischen Verbands (RSZ).

Der Verband habe bereits eine formale Beschwerde gegen die Schiedsrichter eingereicht, von denen sich die Slowenen zum wiederholten Male ungerecht behandelt fühlen. Schon nach dem ersten Gruppenspiel gegen Mazedonien (24:25) sei eine ähnliche Beschwerde eingereicht worden.

Der Protest gegen das Deutschland-Spiel war am Dienstagvormittag vom europäischen Verband EHF abgewiesen worden. Die DHB-Auswahl hatte am Montagabend beim Remis gegen den WM-Dritten nach dem Einsatz des Videobeweises wegen einer Regelwidrigkeit der Slowenen in letzter Sekunde einen Siebenmeter zugesprochen bekommen, den Tobias Reichmann zum Ausgleich verwertete. Trainer Veselin Vujovic, dessen Team zur Halbzeit bereits mit fünf Toren Vorsprung geführt hatte, bezeichnete die Schiedsrichter-Entscheidung im Anschluss als "Zirkus".

Bei dem Protest ging es um die Frage, ob der Siebenmeter, der zum Ausgleichstor in letzter Sekunde geführt hatte, den Regularien entsprochen hatte. Drei slowenische Spieler hatten zuvor nach der Führung den Anwurf für Deutschland verhindert. Streitpunkt war, ob der Ball des deutschen Spielers vor oder nach der Schlusssirene die Hand verließ. Die litauischen Schiedsrichter hatten vor ihrer Entscheidung am Montagabend den Videobeweis zurate gezogen.

"Wir sind froh, dass wir nun Klarheit haben. Für uns war es klar, dass die Entscheidung nur so ausgehen konnte", sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning im deutschen Teamhotel in Zagreb. "Die Entscheidung der EHF überrascht uns nicht, da diese regelkonform war und ist. Wir respektieren aber weiterhin den slowenischen Protest und können die Enttäuschung aufgrund des dramatischen Spielendes nachvollziehen."

Erstmals Videobeweis bei EM

Den Videobeweis im Handball gibt es auf internationaler Ebene seit der Weltmeisterschaft 2015 in Katar. In Kroatien feiert das technische Hilfsmittel derzeit seine Premiere bei einer Europameisterschaft. Dabei gehen die Befugnisse des Handball-Schiedsrichters laut offiziellen Turnierstatuten weit über die Möglichkeiten im Fußball hinaus.

Die Instant-Replay-Technologie, die bereits im EHF-Cup-Finale 2016 angewandt wurde, eröffnet den Unparteiischen die Möglichkeit, sämtliche strittigen Situationen, die sie auf dem Feld nicht vollständig überblicken konnten, auf eigenen Wunsch anhand von Videobildern sofort zu überprüfen. Dabei dürfen die TV-Bilder ebenso benutzt werden wie die einer zusätzlichen Kamera, die das ganze Spielfeld im Blick hat. (APA, sid, 16.1.2018)