Mit der Übernahme des Nestlé-Süßigkeitengeschäfts steigt Ferrero zum drittgrößten Süßwarenhersteller in den USA auf.

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Der Verkauf des US-Süßwarengeschäftes von Nestlé an Ferrero um 2,8 Milliarden Dollar hat sich abgezeichnet. Doch ist der Deal für die beiden Unternehmen nur einer unter vielen. Wenn auch strategisch gesehen für beide durchaus bedeutsam. Für den weltgrößten Lebensmittelkonzern Nestlé ist es der bisher größte Schritt in der unter CEO Mark Schneider forcierten Strategie, den Fokus auf wachstums- und margenstarke Felder zu konzentrieren. Schwächelnden Geschäfte sollen abgestoßen werden.

Für Italiens Nutella-Konzern bedeutet die Akquisition hingegen eindeutig den Bruch mit der Tradition. Ursprünglich wollte sich Ferrero, so die jahrzehntelange Strategie des Gründers Pietro und seines Sohnes Michele Ferrero nur auf Wachstum "aus eigener Kraft" konzentrieren. Zukäufe wurden strikt abgelehnt. Die Wende kam mit Enkelsohn Giovanni, der seit dem Tod seines Bruders Pietro im Jahr 2011 dem Konzern vorsteht.

Eigentlich wollte der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler nie im Konzern mitwirken. So lautete zumindest der Plan, denn materielle Dinge interessierten ihn in seiner Wahlheimat Brüssel nicht. Nach dem überraschenden Tod des Bruders, der mit 50 Jahren einem Herzinfarkt erlag, musste der Plan nolens volens revidiert werden. Zumal vor zwei Jahren auch Giovannis Vater Michele verstarb. Tatkraft ließ der Quereinsteiger in seinem neuen Betätigungsfeld nicht vermissen. Er nahm als Executive Chairman die Zügel in die Hand und krempelt den Konzern um.

Dritter Zukauf

Zukäufen in der Türkei folgt nun die Akquisition in den USA. Nach dem Erwerb von Fannie May Confections für 115 Millionen Dollar und Ferrara Candy Company im vergangenen Jahr ist der Erwerb der Nestlé-Tochter nun der dritte Zukauf innerhalb eines Jahres in den USA. Dort avanciert die 10,3 Milliarden Umsatz erwirtschaftende Gruppe aus Alba (Piemont) zum drittgrößten Süßwarenkonzern. Ferrero geht es um die Stärkung seiner Position im internationalen Süßwarenmarkt. Mit seinem 2,8 Milliarden-Dollar-Angebot schlug er auch den Bieterrivalen Hershley. Die Summe soll bar bezahlt werden. Angeblich will Ferrero dazu keine Fremdfinanzierung aufnehmen.

Das kann sich der Hersteller von Nutella, Kinderüberraschung, von Ferrer Rocher und Tictac inzwischen mit seinen Millionen Gewinn leisten. Der knapp 30.000 Beschäftigte zählende Süßwarenkonzern mit weltweit 22 Produktionswerken ist in 170 verschiedenen Ländern mit 86 Gesellschaften präsent. (Thesy Kness -Bastaroli aus Mailand, 17.1.2018)