Mehr als 81 Millionen Mal wird die größte Pornoplattform Pornhub täglich besucht – darunter auch von zigtausenden Österreichern. Dazu kommen Konsorten wie Xhamster oder Youporn; ganz zu schweigen von internationalen Bezahlpornos und illegal geteilten Inhalten. Sprich: Der Markt für Pornografie ist riesig, international – und er weist viele Gratisangebote auf. Keine leichte Ausgangssituation für die heimische Branche. Doch noch immer gibt es eine kleine Zahl von österreichischen Pornoherstellern und Erotikanbietern.

"Zusammengeschrumpft"

"Wir haben uns zusammengeschrumpft und arbeiten viel mit Freelancern", sagt "ÖKM"-Chef Thomas Janisch. Dessen Vater Peter, einst Journalist der "Kronen Zeitung", hatte 1971 mit dem "Nacht-Boten" das erste große Erotikmagazin der Zweiten Republik gegründet; zehn Jahre später folgte das "Österreichische Kontaktmagazin" ("ÖKM"), das bis heute überlebt hat. Der Verlag ging mit den Zeichen der Zeit, probierte in den 1990er-Jahren etwa Telefonsexhotlines und stieg früh in das Onlinegeschäft ein.

Regionalität

Heute sind die Einnahmen aus Print- und Onlinesparte ausgeglichen. Ein Erfolgsrezept gegen die internationalen Anbieter und Gratisseiten sei Regionalität, sagt Janisch: "Bei uns gibt es die einzigen Swingerclub-Reportagen aus Wien, wir zeigen Action von regionalen Sextreffen". Zwei Partner, mit denen "ÖKM" regelmäßig kooperiert, sind Funmovies aus Wien und Oftly Goldwin aus Fuschl. Letzteres Unternehmen produziert etwa die populäre "Bullen vom Fuschlsee"-Reihe. "In der Rubrik regionale Pornografie sind wir mit unseren Serien Alpensex und Lederhosen-Gang-Bang sehr gut vertreten", sagt Goldwin-Geschäftsführer Hans Möstl.

Die Firma leidet nicht nur unter der Konkurrenz, sondern auch unter Piraterie. So sind Teile des Films ausgerechnet auf Pornhub abrufbar. "Die Situation ist für uns nicht einfach", sagt Möstl zum STANDARD. Der DVD-Verkauf laufe aber noch ausreichend gut. Außerdem experimentiert das Unternehmen mit Virtual-Reality-Produktionen.

Für Alterskontrolle

Die Pornohersteller zeigen sich netzpolitisch konservativer als vermutet. So erwartet "ÖKM"-Chef Janisch, dass durch einen Wegfall der Netzneutralität die großen Gratisanbieter "zur Kassa gebeten" werden. "Auf die Hardcorebranche kommen interessante Zeiten zu", sagt Janisch. Prinzipiell seien laut Janisch aber nur vier Prozent der User bereit, für Pornografie zu bezahlen.

Auch eine Altersverifikation hält Janisch für angemessen. "Harte Pornosachen – egal ob Inzest oder Vergewaltigung – sind im Netz frei zugänglich, auch für Kinder", sagt der "ÖKM"-Chef. Derartiges habe es bei ÖKM nie gegeben. "Der Jugendschutz wird im Netz nicht angewendet, es sind viele grausliche Sachen zu sehen", so Janisch. Auch Möstl beschwert sich über "die vielen Gratisseiten, bei denen der Jugendschutz gänzlich versagt – und schon jeder Zehnjährige mit wenigen Klicks Pornos schauen kann". (fsc, 4.2.2018)